Stefan Grabinski - Kurzgeschichten

  • Das graue Zimmer erschien 1985 im Verlag Volk und Welt als gebundenes Buch. Das Buch wurde von Katla in CLN Eisenbahn empfohlen und enthält 20 Geschichten, aus dem Polnischen übertragen von Charlotte Eckert und Kurt Kelm.


    Die erste Geschichte Der Schieler handelt von zwei unterschiedlichen Männern, Brezechwa und dem Erzähler, der eine böse, der andere gut. Brzechewa hat eine innige Beziehung zu unserem Erzähler und sucht ihn immer wieder heim, selbst als er nicht mehr unter den Lebenden wandelt. Eindringliche Erzählung über unterschiedliche Seiten einer Persönlichkeit und das sich schlechte Züge nicht unterdrücken lassen. Am Ende verschmelzen die beiden Medaillen in eins.

    Schöner Auftakt für den Band.

  • Hach, ja, Grabinski!

    Den las ich einst in einem Sommer - war ich da noch Schüler, oder schon Student? - und wenn ich mich richtig erinnere, gibt es in einer Story eine Szene, in der eine Alarm-Sirene eine Rolle spielt, die immer zu einem bestimmten Zeitpunkt erschallt.

    Na ja, es war an dem Tag, 13 Uhr (?), und da ging, als ich das las, die Sirene los (so ein turnusmäßiger Probealarm, um wohl die Sirene an sich zu testen). Den Scheck, der mir durch die Glieder fuhr, glaube ich noch immer spüren zu können...

  • Telepathie hat in der SF meist etwas mit Mutanten zu tun. In der Villa am Meer, so der Titel der Geschichte, geht es eher subtil daher. Zwei Freunde treffen sich nach Jahren und der eine besucht den anderen in der Villa. Sie verbringen eine unbeschwerte Zeit, bis sich ein dritter dazwischen drängt, ohne physisch anwesend zu sein. Ein Freund des Gastgebers, der irgendwann abgereist war und mit dem Schiff wohl unterging. Doch der Besucher imitiert unbewusst die Bewegungen und die Gesten des Toten und er fabuliert, dass er beeinflusst wird von dem Toten in einer Art Telepathie.

    Die Schuld und die Ablehnung zum Toten des Gastgebers wird offenbar und führt am Ende dazu, das er sich selbst richtet, geführt von der unsichtbaren Hand des Toten.

    Eine beeindruckend intensive Geschichte.

  • Falscher Alarm

    Es kommt immer wieder zu katastrophalen Zugunfällen an Bahnhöfen, die durch offenbar falsche Weichenstellungen bzw. Informationen verursacht wurden. Zudem gibt es eine unwahrscheinliche Vielzahl an tatsächlich falschen Alarmen. Bahnwärter Bytomski glaubt, ein paranormales System stecke hinter dahinter, und dass falsche Signale tatsächlich jeweils drei Bahnhöfe vor oder hinter dem Gewarnten beträfen. Er protokolliert nun alle Signale und Unfälle, bis er meint, das System austricksen zu können …

    Stefan Grabiński: Das graue Zimmer


    Pedanterie ist ja ein Teil der Eisenbahn. Während die Japaner ihre Uhr nach der Bahn stellen können, ist die deutsche Bahn in der Moderne angekommen und fährt so wie sie Lust hat. Die vorliegende Geschichte ist aber aus einer anderen Zeit und spielt wohl in Polen, so stur wie die Bahnhofverantwortlichen sind, wenn Bytomski sie warnen will und mal wieder ein schweres Eisenbahnunglück passiert. Er hat ein mathematisches Verfahren entdeckt und als endlich sein Bahnhof dran ist, glaubt er zu erkennen, das sein Bahnhof nicht dran ist und so siegt der Dämon namens Sturheit und als Bytomski seinen Fehler entdeckt, zieht er die Pistole und die Konsequenzen.

    Diese Geschichte hat mich leider wenig überzeugt. Wobei die Schilderung der Pedanterie äußerst überzeugend dargestellt war.

  • Dämon der Bewegung ist eine Hymne auf das Bahnfahren und seinen Nebenwirkungen. Der Reisende, besessen von der großen Bewegung, fährt immer wieder willkürliche Strecken und begegnet dem Eisenbahnwesen in Form verschiedener Personen: Dem Schaffner, dem Bahnhofvorsteher.

    Szygon, so heißt unser Reisender, findet sich in einem Rededuell mit dem Eisenbahnwesen und erschlägt es in seinem Jähzorn, der Dämon der Bewegung hat zugeschlagen. Zurück bleibt ein toter Schaffner.

    Intensive Geschichte mit viel Eisenbahnflair.

  • Lokführer Grot


    Grot ist ein besessener. Besessen von der Technik und ihren Möglichkeiten, zusammen mit seinem Bruder. Als dieser stirbt, verliert Grot seinen Halt und wird Lokomotivführer. Seine Besessenheit überträgt er auf die Lok und das Fahren. Er wird Ingenieur Grot genannt, da er etwas anderes ist.

    Schließlich ist die Routine zu viel für ihn und er weicht ab, hält vor oder hinter dem Bahnhof. Als er fasst mit einem Personenzug kollidiert, wird er suspendiert.

    Er entzieht sich der Suspension, in dem er eine Lokomotive kapert, sie auf unglaubliche Geschwindigkeit beschleunigt, bis ihr Kessel explodiert.

    Der Feuersturm als Erlösung von der eisenbahnschen Besessenheit.

    Coole Geschichte.

  • Signale


    Ein paar alte Eisenbahner erzählen sich Sagengeschichten von Zügen, als einer von einer wahren Geschichte berichtet. Zwei Nächte werden Fehlalarme längs einer Strecke gegeben und als die Zentrale eine Kommission schickt, findet man einen Blockstellenwärter, der schon zehn Tage tot ist, aber wohl die Signale abgegeben hat, sozusagen ein Eisenbahnzombie.

    Und wie es wohl zwangsläufig ist, passiert das Unglück, vor dem der Zombie gewarnt hat, genau eine Woche später und ein Zug verunglückt und mit ihm sterben achtzig Reisende und das Zugpersonal.

    Intensive und sehr eindringliche Eisenbahnmär. Einfach lesenswert.

  • Das graue Zimmer


    Der Ich Erzähler wird von einem Geist, dem Vormieter verfolgt, der schon in der vorherigen Wohnung Vormieter war. Der Erzähler versucht den Geist auszutreiben, indem er die Wände streicht, eine Party feiert, insgesamt versucht, lebensfroh zu sein, aber der Vormieter schlägt zurück und der Geist erhängt sich in der Wohnung vor seinen Augen.

    Der Mieter flieht und mietet sich in ein Hotel ein und kehrt nicht mehr in die Wohnung zurück.


    Typisches Motiv des Autors. Der schleichende Verlust der Kontrolle in den eigenen Wänden. Kurz und intensiv erzählt.