William Hope Hodgson

  • "Das Haus an der Grenze" ist gewiss kosmischer Horror; und dürfte in einigen Punkten Lovecrafts Nerv getroffen haben.

    Ich hab jetzt gerade mal in "Das übernatürliche Grauen in der Literatur" nachgeschlagen. Dort schreibt Lovecraft:

    "The House on the Borderlands (1908) - das vielleicht bedeutenste Werk Mr Hodgsons (...). Die Wanderung der Seele des Erzählers durch endlose Lichtjahre kosmischen Raums und kalpas der Ewigkeit und die Beschreibung, wie er die letztendliche Vernichtung des Sonnensystems miterlebt, finden in der Literatur kaum ihresgleichen. Überall in dem Roman zeigt sich die Macht des Autors, vage Schrecken anzudeuten, die in Landschafts- und Naturszenerien lauern. Abgesehen von ein paar Ausflügen konventioneller Rührseligkeit ist dieses Buch ein Klassiker reinsten Wassers. (Golkonda Verlag; Neuübersetzung Edition; 2014)

    Ich subskribiere gleichfalls!

    Dann sind wir ja schon zwei.

    Herr Drewniok hat für die Phantastik-Couch auch fast all seine deutschen Veröffentlichungen besprochen. Was die Bewertungen angeht, bin ich da voll und ganz seiner Meinung

    Kleine Korrektur: Bei seinen Carnacki-Stories hätte ich sicher nicht zur vollen Punktzahl gegriffen. Ich finde das Thema Weird Detective zwar immer spannend (auch bei Blackwood), die meisten Geschichten sind aber wirklich nur solide. Oder um mal wieder Lovecraft zu zitieren: "Die Qualität fällt im Vergleich zu den anderen Büchern deutlich ab."

  • Ich subskribiere gleichfalls! Gebe aber zu Bedenken, dass vorher noch das deutsche Standardwerk zu Thema und Motiv des Gespensterschiffs erwartet wird.

    Tja, ich fürchte, da warte ich selbst drauf …

    Vor seinem Tod arbeitete er ja auch noch an einer großen Hodgson-Biographie, die jetzt aber leider nie mehr erscheinen wird. Da wird Axel jetzt wohl Abhilfe schaffen müssen

    Leute – ich habe doch nur einen WHH-Thread eingestielt. Zufall, dass mir keiner zuvorgekommen ist! Ich bin wirklich weit vom Expertentum entfernt.


    Wir haben im Fall WHH eine leidliche Ausgangslage (man denke, was einem in Sachen Lovecraft alles zur Verfügung steht). Es gibt eine Bio von R. Alain Everts: Some Facts in the Case of William Hope Hodgson: Master of Phantasy. Manches wird man sich auf Sam Gaffords Blog zusammensuchen können, anderes aus den Sargasso-Ausgaben und Vorworten zu seinen Büchern.


    Was jedoch im größeren Umfang fehlt:

    • Selbstäußerungen von WHH zu seinen literarischen Vorlieben und Einflüssen
    • Briefe
    • Zeugnisse von Zeitgenossen

    Ich bin wahrscheinlich von Lovecraft her sehr verwöhnt, aber die Person WHH erschließt sich mir noch nicht so ganz.

  • Leute – ich habe doch nur einen WHH-Thread eingestielt. Zufall, dass mir keiner zuvorgekommen ist! Ich bin wirklich weit vom Expertentum entfernt.

    Keine Angst. Meine Äußerung war auch nicht ganz ernst gemeint Axel.

    Ich bin wahrscheinlich von Lovecraft her sehr verwöhnt, aber die Person WHH erschließt sich mir noch nicht so ganz.

    Ein Horror-Geschichten schreibender Bodybuilder, der das Meer hasst... das muss in Sachen Charakterisierung doch reichen. Aber ernsthaft: Leider gibt es da wirklich ein paar große Lücken.

    Neben Gaffords Blog ist auch diese Seite nicht unwichtig: The Nightland

    Danke. Die Seite kannte ich noch nicht. Ich klick mich mal durch...

  • Ich denke manchmal, WHH war ein wenig der englische Robert E. Howard.

    Nur weniger rassistisch vielleicht.

    Wie er sich im Ersten Weltkrieg recht suizidal und völlig freiwillig für eine absehbar tödliche Mission meldete und daraufhin (laut Wiki) "zerrissen" wurde, erinnert auch etwas an das mysteriöse Ableben von Ambrose Bierce, der ebenfalls auszog, um sich erschießen zu lassen.


    EDIT: Ich hab jetzt mal die drei Ausgaben von "Sargasso: The Journal of William Hope Hodgson Studies" bestellt. Ich bin gespannt...

  • EDIT: Ich hab jetzt mal die drei Ausgaben von "Sargasso: The Journal of William Hope Hodgson Studies" bestellt. Ich bin gespannt...


    Ich gebe mal meinen Senf zum Besten … Bin dann natürlich auch auf deine Einschätzung gespannt.


    Sargasso. The Journal of William Hope Hodgson Studies ist eine von Sam Gafford ins Leben gerufene Publikation, die es auf insgesamt 3 Ausgaben bringt (erschienen 2013, 2014 und 2016). Enthalten sind durchaus nicht nur „Studien“ oder Forschungen zu WHH. Der Inhalt ergibt sich aus den Standbeinen: Essays, Poetry, Fiction und Gallery. Das Journal verfolgt sowohl einen literaturwissenschaftlichen als auch einen künstlerisch-kreativen Ansatz, dabei klar das phantastische Œuvre von WHH fokussierend.


    Zum Inhalt (Stichpunkte)

    • Großes Interesse wird dem Roman The House on the Borderland entgegengebracht; Nr. 3 legt sogar einen gewissen Schwerpunkt darauf.
    • Es gibt Überlegungen zur Einflussnahme von WHH auf H. P. Lovecraft (Nr. 1) und C. A. Smith (Nr. 2). Des weiteren werden Beziehungen zwischen Algernon Blackwoods „An Episode in a Lodging House“ und Carnacki sichtbar gemacht (Nr. 2). Wie so häufig geht es dabei nicht um „Beweise“, sondern um (mal mehr, mal weniger) einleuchtende Beobachtungen durch die jeweiligen Autor*innen.
    • Als „Flight of Fancy“ wird die Wechselwirkung zwischen WHHs Schweinswesen und dem Motiv in „Alice's Adventures in Wonderland“ bezeichnet (Nr. 2): Auch hier liegen Übereinstimmungen lediglich im Auge des Betrachters.

    Meinung

    • Ein qualitativer und quantitativer Abfall von der 1. bis zur 3. Ausgabe ist nicht zu leugnen. So gibt es ein Vorwort nur für die Erstausgabe. Die Seitenzahl verringert sich pro Ausgabe von anfangs 204 auf 175 bis hin zu 149. Lediglich die Nr. 1 enthält Kurzbiografien der Beteiligten. Mitherausgeber S. T. Joshi wird zwar pro forma genannt, tritt jedoch nicht in Erscheinung.
    • Die theoretischen Arbeiten sind manchmal zu spekulativ oder zu nichtssagend. Jane Franks psychologische Studie „Under the Skin: A Profile of William Hope Hodgson“ (Nr. 2) bewegt sich bisweilen auf unsicherem Boden. Und Liam Garriocks Zusammenfassung und enthusiastisches Resümee „The House on the Borderland: The Ultimate Horror Novel“ (Nr. 3) ist – bei aller Sympathie – zu dürftig für so ein Publikation. In Sachen Biografie hätte ich mir mehr Stichhaltiges gewünscht. Am ertragreichsten ist Mark Valentines Spurensuche in Wales: „A Home on the Borderland: William Hope Hodgson and Borth“ (Nr. 2).
    • Zur Fiction und zur Lyrik: kein Kommentar, da mich in erster Linie die Essays interessieren.
    • Genial finde ich die Cover des von mir verehrten Robert H. Knox. Schön gemacht sind die Vignetten von Allen Koszowski (Nr, 1 und 2). Der Bereich Gallery bringt Fan-Art, zeitgenössische Pulp-Illustrationen und Bilder von original Bucheinbänden; die Reproduktions-Qualität ist teilweise mittelmäßig. Außerdem frage ich mich, wer zum Teufel jener Axel WeiB/Alex WeiB sein soll, der für die Nr. 2 ein Bild („The Island of the Ud“) beigesteuert hat, das auf ein höchst fragwürdiges Kunstverständnis hindeutet!

  • Nochmals Dank auch für diese hervorragende Vorstellung. Ich bin nun mit im Boot und habe geordert.


    Überlegungen zur Einflussnahme von WHH auf H. P. Lovecraft

    Wie steht es denn hier eigentlich biographisch gesehen? Ich habe in diesem Punkt keine Erinnerung, meine aber Lovecraft habe WHH deutlich später kennengelernt als z. B. Blackwood, Machen und Dunsany. Dass er WHH später gut kannte, ist klar.


    Außerdem frage ich mich, wer zum Teufel jener Axel WeiB/Alex WeiB sein soll, der für die Nr. 2 ein Bild („The Island of the Ud“) beigesteuert hat, das auf ein höchst fragwürdiges Kunstverständnis hindeutet!

    Axel White? Könnte ein verschollener Pop-Maler aus den späten 80er Jahren sein. Der Bursche scheint jedenfalls Talent zu haben.

  • Ich bin nun mit im Boot und habe geordert.

    Das ist sehr gut und ich bin gespannt, was du zu sagen hast.



    Wie steht es denn hier eigentlich biographisch gesehen? Ich habe in diesem Punkt keine Erinnerung, meine aber Lovecraft habe WHH deutlich später kennengelernt als z. B. Blackwood, Machen und Dunsany. Dass er WHH später gut kannte, ist klar.

    Bitte um Verständnis, dass ich mich wirklich auf eine kleine Auswahl beschränkt habe und tw. auch auf die recht langatmigen Titel verzichtete. Also: Es geht konkret um den Einfluss auf The Shadow out of Time – zeitlich gesehen nicht unmöglich: Shadow Out Of Hodgson, von John D. Haefele (Nr. 1)

  • Danke für dein Feedback zum "Sargasso"-Journal, Axel. Klingt ja eher durchwachsen, ich freue mich dennoch auf die Lektüre. Morgen sollten die drei Bände eigentlich bei mir eintreffen.

    Sollte ich die Zeit finden würde ich hier in den nächsten Tagen eventuell auch noch die Essay-Sammlung "Voices from the Borderland" vorstellen. Ich fand das Buch damals größtenteils sehr lesenswert.

  • Ich habe meine Bibliothek durchstöbert und noch zwei WHH-Funde machen können.


    Dieses Heft (Ulthar Press, 2013) hatte ich gar nicht mehr in Erinnerung, viel darin gelesen hatte ich wohl bislang nicht.






    Dann fand ich noch einen Aufsatz vom bereits in Sargasso-Kontexten genannten Mark Valentine, der in der Sammlung A Country Still All Mystery (Tartarus Press, 2017) abgedruckt ist.


  • Hier noch die wunderbare Ausgabe von The House on the Borderland aus der Swan River Press (Dublin, 2018).






    Ein ziemliches Prachtexemplar mit einem Vorwort von Alan Moore, einem Nachwort vom Psychogeographen Iain Sinclair und einem Score, den man parallel zur Lektüre hören kann (sozusagen wie Musik zu einem Stummfilm). Der gestaltende Künstler ist John Coulthart.