Donald Wandrei - Tote Titanen, erwacht!

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Auf einem legendenumwobenen Friedhof in England findet ein elfjähriger Junge eine merkwürdige Statuette und setzt damit eine Kette unerklärlicher Todesfälle und Katastrophen in Gang.

    Um das Rätsel zu lösen, bricht der Archäologe Carter Graham zu einer Expedition auf, die ihn bis auf die Osterinsel und in die ferne Zukunft der Menschheit führt …

    Die relativ kurze Inhaltsangabe sagt im Grunde bereits alles Wesentliche zur eigentlichen Handlung. Auf besagtem Friedhof startet der Archäologe Carter Graham eine Ausgrabung und findet dabei noch weitere Statuetten gleicher Art. Diese gelangen nach einem Zugunglück (für das bereits ein titelgebender Titan verantwortlich sein dürfte) durch eine Verwechslung nach Amerika. Das Flugzeug, das die Statuetten transportiert, stürzt ebenfalls durch einen "Unfall" mit einem Titanen ab und es kommt in der Folge zu weltweiten Katastrophen.


    Viel mehr Handlung existiert nicht, im Grunde hätte man aus dem Buch auch eine deutlich kürzere Novelle machen können. Ansonsten ist praktisch alles an klassischen Mythos-Motiven in dem Buch enthalten: Der Wissenschaftler, der über ein uraltes Grauen stolpert, das Irren durch mysteriöse Albträume, unerklärliche Katastrophen und das Rätseln darüber, woher all diese Ereignisse kommen und welche Bedeutung sie letztendlich haben.


    Man kann dem Buch dabei sein Alter zu Gute halten, der Autor zählt ja zur ersten Garde der Mythosautoren, die noch mit Lovecraft selbst in Austausch standen. Zum Zeitpunkt des Entstehens waren die Themen des Buches wohl noch deutlich weniger klassisch. Andererseits ist das Buch gerade aufgrund seiner klassischen Motive alles andere als innovativ und der Mythos selbst wird zumindest für meinen Geschmack vom Meister selbst besser und spannender bedient. Da gab es sicherlich Zeitgenossen von Lovecraft (C. A. Smith, R. E. Howard), die mehr Eigenes zu der Thematik beitragen konnten. Mich wundert es zumindest nach dem Lesen dieses Buches nicht, dass der Hauptverdienst von Wandrei wohl darin liegt, den Nachlass von Lovecraft für die Nachwelt bewahrt zu haben. Das eigene literarische Schaffen von Wandrei war wohl nicht umsonst schon Mitte der 40er Jahre im Wesentlichen schon wieder vorbei.

  • Mich konnte das Buch auch nicht wirklich überzeugen:

    Ich habe das Buch jedenfalls nun auch gelesen und bin leider nicht ganz so begeistert wie Axel. Vielleicht lag es an der Übersetzung, aber bei der Lektüre wollte irgendwie keine richtige Stimmung aufkommen. Horror-Elemente sind hier generell ziemlich rar gesät, die (von Axel ins Spiel gebrachte) Bezeichnung "Abenteuerroman" passt daher tatsächlich ganz gut.

    Wirklich innovativ war "Tote Titanen" ebenfalls nicht. Das Motiv "Schnitzeljagd über den Kontinent" ist halt doch schon etwas ausgelutscht. Meist stört mich das bei klassischer Weird-Fiction überhaupt nicht, hier hat es mich aber manchmal durchaus gelangweilt.

    Viele Kapitel tragen auch nicht viel zum eigentlichen Geschehen bei (der Alptraum, der Flugzeugabsturz, die Zeitungsartikel, Teile des Tagebuchs). Ich weiß schon warum sie vorhanden sind (Atmosphäre, das Aufzeigen einer globalen Bedrohung, Charakterstudie des Protagonisten etc.). Ich hatte dennoch das Gefühl, dass Wandrei seine Geschichte, durch diese Einschübe, künstlich strecken und krampfhaft zum Roman ausbauen wollte. Als Novelle hätte "Tote Titanen" mMn jedoch besser funktioniert. Auch wenn das Buch mit seinen 270 Seiten nicht gerade umfangreich ausgefallen ist.

    Normalerweise mag ich es auch, wenn Autoren mit verschiedenen Erzählperspektiven und Textformen experimentieren, hier wirkte es auf mich aber stellenweise etwas unbeholfen und unausgegoren - Das gilt leider auch für den Schluss/finalen Twist, der irgendwie nicht so ganz zum Rest der Geschichte passen will.

    Man darf bei all dieser Kritik natürlich nicht vergessen, dass "Tote Titanen" der Debütroman eines damals 19jährigen Wandrei war - Genau so liest er sich aber eben auch. Ganz schönes Flickwerk und ein klassischer Fall von "zu viel gewollt".

  • Lieben Dank für die schöne Vostellung! :*


    Davon gibt es ja eine sehr schön gemachte neuere Auflage, aber nach allem, was ihr darüber sagt, bin ich auch nicht so heiss drauf, das zu lesen. Wobei das junge Alter des Autors schon neugierig macht.

    der Autor zählt ja zur ersten Garde der Mythosautoren

    Ich hab mich glatt verlesen, würde nun aber gerne diese Wortschöpfung etablieren: Mythosaurier.

    (Edit: Oder eleganter, Mythosaurus.)
    Sagt doch alles, oder?