Warren Ellis - Batman's Grave


  • Warren Ellis ist zweifellos ein ziemlich genialer Comicautor, der in seiner Karriere unzählige Meisterwerke geschaffen hat („Transmetropolitan“, „The Authority“, „Planetary“ usw.). Als DC ankündigte, dass er sich ihrem großen Flaggschiff a.k.a. Batman annehmen würde, war mein Interesse also schnell geweckt. Inzwischen ist die 12teilige Maxi-Serie als Complete Edition in Form eines schicken Hardcovers erschienen - Und meine Erwartungen wurde nicht enttäuscht.



    Meine Meinung:

    Die Story beginnt recht episodenhaft und erinnert dadurch an jüngere Ellis-Werke wie „Moon Knight“ oder „Injection“. Generell steckt „Batman's Grave“ voller typischer Trademarks des britischen Autors (jede Menge Gesellschaftskritik, schwarzer Humor, diverse Sherlock Holmes-Anspielungen, durchchoreographiert Actionsequenzen) und verrückter Ideen.

    Ein paar Beispiele? Korrupte Psychiater setzen ihre Klienten unter Drogen, um sie in den Wahnsinn zu treiben. Alexa fordert Menschen dazu auf sich umzubringen. Das GCPD hat ein ernsthaftes Problem mit Police Brutality und erschießt so ziemlich jeden, der nicht bei drei auf den Bäumen ist (achtet dabei aber immerhin nicht auf die Hautfarbe). Und Batman macht sich währenddessen berechtigte Sorgen demnächst in eine Irrenanstalt eingewiesen zu werden, ernennt sich vorsichtshalber also lieber gleich zum Klinikleiter des Arkham Asylums... Jede Menge Stoff. Der Band lohnt sich mMn aber allein schon wegen den großartigen Dialoge zwischen Alfred und Bruce Wayne.

    Nur die Enthüllung des evil Masterminds ist etwas lahm geraten. Der Gegner ist mal wieder eine Art Anti-Batman bzw. "böser Doppelgänger". Ellis setzt die Idee zwar wirklich gut um und verleiht ihr auch die nötige psychologische Tiefe (u.a. indem er recht deutlich macht, wie kaputt Batman/Bruce Wayne eigentlich ist), dennoch ist das Konzept eben nicht besonders originell und wurde schon so ziemlich in jeder zweiten Joker-Story behandelt. Dafür fand ich das Finale/letzte Bild aber wieder ziemlich stark. Und wo wir gerade bei Bildern sind. Die Zeichnungen von Bryan Hitch sind auch ganz nett geworden.



    Fazit:

    „Batman's Grave“ ist zwar kein weiteres Meisterwerk, aber Ellis-Fans können trotzdem bedenkenlos zugreifen und bekommen hier eine äußerst unterhaltsame und clevere Geschichte geboten. Inklusive ein paar Szenen und Dialogen, die man im Superhelden-Mainstream sonst eher selten zu lesen kriegt. (8/10)



  • Es ist immer wieder schön, wenn Warren Ellis seine Verachtung von Superheld*innen beiseiteschiebt und selbigen eine Geschichte angedeihen lässt. Dabei entstehen immer sehr sehenswerte Geschichten (vorausgesetzt, err schreibt sie auch wirklich fertig) Danke für den Tipp, hatte ich gar nicht mitbekommen (ich habe mich aber auch komplett aus den Marvel und DC Universen zurückgezogen).

  • Es ist immer wieder schön, wenn Warren Ellis seine Verachtung von Superheld*innen beiseiteschiebt und selbigen eine Geschichte angedeihen lässt.

    So sieht es aus. Wobei aus seiner tiefen Verachtung für das Genre auch schon viele gute Superhelden-Dekonstruktionen entstanden sind. U.a. "The Authority" oder "Supergod", wo sich die Metawesen zur faschistoiden Welt-Polizei aufschwingen und gleich die ganze Menschheit unterjochen.

    ...vorausgesetzt, er schreibt sie auch wirklich fertig

    Das ist leider wirklich ein großes Problem von Ellis. Ich warte ja immer noch darauf, dass es mit "Trees" und "Injection" endlich mal weiter geht. Immerhin hat er "The WildStorm" zu Ende gebracht. Die Serie fand ich auch richtig gut.

    ich habe mich aber auch komplett aus den Marvel und DC Universen zurückgezogen

    Dito. Wenn ein interessanter Autor dort aber eine neue Serie startet, schau' ich mir das schon mal an. Es ist ja nicht so, dass bei DC & Marvel nur Schrott erscheint. Es erscheint nur zu 99% Schrott :D.