Robert McCammon: Matthew Corbett

  • Arthur Gordon Wolf hat vor längerer Zeit schon auf einen späteren Band dieser Reihe aufmerksam gemacht, allerdings noch unter "fremdsprachige Literatur". Zwischenzeitlich sind aber die ersten vier englischsprachigen Bände auch auf deutsch bei Luzifer erschienen und der fünfte ist angekündigt. Grund genug, einen eigenen Thread für die ganze Reihe aufzumachen, zumal ich vor habe, nach dem ersten Band auch weiterzulesen.


    Aufgrund des Umfangs hat Luzifer den ersten und zwieten englischsprachigen Band gesplittet. Das könnte das Lesen erleichtern, sind die Hardcover doch ziemliche Backsteine, treibt aber auch den Preis unweigerlich in die Höhe. Seitdem ich aber Vater bin, komme ich, wenn überhaupt, nur noch einhändig zum Lesen, weil der andere Arm und die andere Hand zugleich immer auch ein (schlafendes) Kind halten müssen. Ich habe deshalb alle guten Vorsätze über Bord geworfen und mir einen eBook-Reader gekauft, dann als aller erstes zum ersten Band gegriffen und bin mittlerweile - etwas von mir selbst erstaunt - mit beiden ersten deutschsprachigen Halbbänden durch.


    Zunächst einmal: "Matthew Corbett und die Hexe von Fount Royal" hat Längen, vor allem zu Beginn, und ich habe wirklich mit in den ersten hundert Seiten mehrmals mit mir gerungen, abzubrechen oder doch weiterzulesen, so sehr hat mich die Detailverliebtheit der Beschreibung zwischenzeitlich ermüdet. Zum Glück bessert sich das, der Roman nimmt Fahrt auf, weist ein wunderbar großes Repertoire angenehm lebendiger und differenzierter Figuren auf, lebt von Dialogen, Seltsamkeiten des Lebens zur Kolonialzeit in Nordamerika und einer großen Prise düsterer Exotik. Vordergründig als historischer Kriminalroman getarnt, mischt Robert McCammon eine vielzahl von Genres wild durcheinander: Kriminalroman, Historischer Roman, Schauerroman, Abenteuerroman, Western. Dadurch zehrt er in bestem Sinne und in einem sehr modernem Gewand von einer Zeit, in der Genres noch nicht so festgeschrieben waren wie heute, und phantastische Literatur stärker von der realen Fremde zehrte und umgekehrt. Dass das alles zumindest den Eindruck macht, ausgiebigst recherchiert zu sein, und dabei (bis auf die anfänglichen Längen) in einer stilistisch gefälligen, dramaturgisch wohl komponierten Weise dargereicht wird, führt dazu, dass Reihe und Autor eine echte Entdeckung für mich sind. Trotz Kind auf dem Arm (Wenn sie nur wüsste ...).

  • In den letzten Monaten habe ich die nächsten beiden Bände gelesen, wobei Band 2 auf deutsch in zwei Bände aufgesplittet ist.


    Matthew Corbett und die Königin der Verdammten (Band 1 und 2) hat mich etwas überrascht, weil zwischenzeitlich der eigentlich ausreichend interessant konstruierte Kriminalfall immer wieder weit in den Hintergrund gerät, um strategisch eine waschechte Serie zu etablieren. (Genau dieser Eindruck entspricht übrigens dem, was McCammon im Nachwort des nächsten Bandes zur Entstehung berichtet.) Dazu braucht es nicht nur einen Bösewicht, eine Anstellung der Hauptfigur als Ermittler und ein Figurenensemble, mit dem die Hauptfigur in unterschiedlich guter privater wie beruflicher Beziehung steht und auf das in den nächsten Bänden bei Bedarf zurückgegriffen werden kann. Obwohl damit New York als Handlungsort bunter und lebendiger wurde, ergab sich dies für mich zu wenig organisch aus der Handlung heraus. Damit fiel Königin der Verdammten für mich deutlich hinter den ersten Teil zurück.


    In Matthew Corbett und die Jagd nach Mister Slaughter ist die neu geformte Serienwelt nun fest etabliert, in der Teil 1 nur noch die Rolle einer Originstory der Hauptfigur einnimmt. Aber sei's drum. War Teil 1 der Reihe am ehesten ein Kammerstück, machte Teil 2 die Welt groß, entpuppt sich dieser dritte Teil im Kern als waschechter Western, in dem der mordende Schurke durch die Neue Welt verfolgt wird.


    Alle Bände der Reihe zeichnet sich durch enorm lebendige, angenehm schrullige Figuren aus, die in einer so detailliert und plastisch geschilderten Welt agieren, wie sie mir lange nicht mehr begegnet ist. In Letzterem und in den zahlreichen finsteren Seiten der Geschichte zeigen sich die Qualitäten eines Autors, der durch die Schule der dunklen Phantastik gegangen ist. Ich werde dorthin gerne zurückkehren.

  • Leviathan by Robert McCammon

    Lividian Publications



    Just Announced: Leviathan by Robert McCammon! The final Matthew Corbett novel!
    Just Announced: Leviathan by Robert McCammon the epic conclusion to the Matthew Corbett series! Limited Printing of the 1st Edition/1st Printing Trade…
    lividian.com


    Hoffe das man es BALD bei Buchheim vorbestellen kann !!

    "Ich schreibe so lange, bis der Leser davon überzeugt ist, in der Hand eines erstklassigen Wahnsinnigen zu sein". ... `Stephen King´

  • Keine deutschen?

    Am besten einfach mal nachfragen, vielleicht können Sie bis Dezember irgendwelche deutschsprachigen Exemplare besorgen die Signiert werden können. Da wäre ich wohl auch interessert. :)

    "Ich schreibe so lange, bis der Leser davon überzeugt ist, in der Hand eines erstklassigen Wahnsinnigen zu sein". ... `Stephen King´

  • Ich erhielt gerade eine Mail von Susanne Winkler, Luzifer-Verlag auf meine Anfrage, ob die Matthew-Corbett-Reihe fortgesetzt wird. Die Antwort lautet kurz und bündig: "Wir müssen Ihnen mitteilen, dass die Reihe bei uns nicht fortgesetzt wird. Leider gibt es viel zu wenig Leserinteresse, was wir selbst sehr bedauern."


    Sogar "viel zu wenig" Leserinteresse... Nun ja, dann greife ich halt zu den englischen Originalversionen. Eigentlich schade, ich fand die deutsche Fassung, von der Aufmachung und der Übersetzung her recht gut gemacht.

  • Nein, eine gute Nachricht ist das wirklich nicht.


    Und ja, mit Schatzjägerromanen und so was verdienen die sicher mehr Geld. Es scheint aber seit Jahren ein Trend im deutschen Verlagswesen zu sein (das sehe ich besonders im Krimi-Bereich), dass Serien Knall auf Fall eingestellt werden, weil das Interesse nach 4 oder 5 Folgen dramatisch nachgelassen hat. Ich weiß nicht, aber der deutsche Leser liebt wohl eher seine von einem Pseudofranzosen routiniert zusammengekloppten bretonischen Krimis, oder so...


    Ich habe irgendwo gelesen, dass es in Deutschland einen Comic-Verlag gibt - Name fällt mir grad nicht mehr ein - der von großen Verlagen abgebrochene Serien zuende führt. Vielleicht sollte man das auch im Bereich der dunklen Phantastik und des Krimis machen. Aber da geht für Abdruckrechte wahrscheinlich sehr viel Kohle auf Wanderung...

  • Außerdem kommt mir das immer "zu kurz gedacht" vor. Selbst wenn ein fünfter (letzter) Band ein Minusgeschäft wird - ist der Verlust nicht größer, wenn man die Leserschaft mittel- und langfristig verprellt?

    Wer mehrmals mit einer unvollendeten Reihe im Regen stehen gelassen wird, kauft nach solchen Erfahrungen zukünftig nicht mal mehr erste Bände. Aus Lesersicht absolut logisch, da zu sagen: Reihen werden nur noch angeschafft, wenn sie vollständig verfügbar sind.

  • Ich habe irgendwo gelesen, dass es in Deutschland einen Comic-Verlag gibt - Name fällt mir grad nicht mehr ein - der von großen Verlagen abgebrochene Serien zuende führt. Vielleicht sollte man das auch im Bereich der dunklen Phantastik und des Krimis machen. Aber da geht für Abdruckrechte wahrscheinlich sehr viel Kohle auf Wanderung...

    Der Comic Verlag heißt FINIX - Ich hoffe mal, dass es den noch gibt.


    Und ich meine, im Programm für den BuCon etwas von einem Pendant für Romanreihen gelesen zu haben. Leider ist mir auf dem Con nichts in die Richtung aufgefallen.


    Edit: gefunden

    Second Chances Verlag - https://www.second-chances-verlag.de