Hernán Rodríguez: Black Fire

  • Hernán Rodríguez: Black Fire

    Boom Entertainment, 2011

    Hardcover, 160 Seiten



    Manchmal zahlt sich Geduld aus - in diesem Fall wohl an die zwei Jahre. Heute hab ich endlich via abebooks einen Verkäufer gefunden, der einen guten Preis und ein verträgliches Porto anbietet (bisher landete ich incl. Porto bei € 75,- aufwärts). Jetzt noch einen Monat warten, dann dürfte es aus den USA eintrudeln.


    Schöne ausführliche Besprechung mit einigen sehr tollen Abbildungen hier: Manik Creations

    Rodríguez, ein argentinischer Künstler, scheint für Lovecraft-Comix (Visions) bekannt zu sein, mir sagte er vor diesem Band nix.


    Plot: Anders als man erwarten könnte, spielt die Geschichte nicht in den Americas, sondern in Russland. Soldaten aus Napoleons Armee werden beim Rückzug von einer Truppe Kossaken von ihrer Einheit getrennt. Sie flüchten in eine Minenstadt, in der schreckliche Dinge geschehen: von den Einwohnern fehlt jede Spur, doch die Soldaten werden blutig dezimiert und bald stellt sich heraus, dass eine alte slawische Gottheit dort auf Beutezug geht.

    (Vom Titel des Buches tippe ich auf Chernobog, aber ich lasse mich überraschen.)


    Nicht nur das Setting klingt sehr frisch und ungewöhnlich, auch die Illustrationen sind ein wahres Fest.


    Ich bin sehr gespannt (oder besser: aufgehypt) und berichte, wenn das Buch dann endlich hier ist.

  • Ist gestern 'verfrüht' angekommen - Liefertermin war Anfang Juni, was lockere drei Monate gewesen wäre.


    Ich habe es halb durchgelesen und natürlich ganz durchgeschaut. Die Abbildungen sind wirklich schön, sehr dynamisch, alles super splatterig und recht eklig: In der Kälte abfallende Nasenspitzen und abbrechende Finger, blutunterlaufene Augen nach irgendwelchen Traumata, Ränder und Schwellungen unter den Augen etc. Und dann vor allem die Morde durch paranormale Wesen bzw. in Alpträumen, Parallelwelten.

    Hunger und Orientierungslosigkeit sind ständige Motive, und man hat beim Lesen wirklich den Eindruck, man sei mit den Protas in einem Alptraum gefangen. Sympathisch ist mir keiner (trotz ihrer schon freakish unterschiedlichen Physiognomie sehen alle irgendwie ähnlich aus, alle sind verroht und desillusioniert), und daher hielt sich auch soweit die Spannung in Grenzen.


    Meine Vermutung, der Gott müsste Chernobog sein, stimmte. Das an sich gefällt mir, allerdings sehe ich wenig Bezug zum slawischen Gott (der ohnehin christliche Fiktion und daraus eine moderne Rekonstruktion ist, also keine historisch belegbare Gottheit).

    Interessant ist, dass Rodriguez nicht nur für die Illustrationen, sondern auch die Texte / Geschichte verantwortlich war. Kosaken reden dabei in kyrillischer Schrift und die Franzosen sprechen eben Französisch. Die Bilder machen dabei aber klar, was passiert und damit, was wohl gesagt werden wird. Finde ich wirklich schick und durchaus selbstbewusst.


    Mein Hype will sich allerdings nicht so recht erfüllen. Zum einen - das ist zugegebenermassen eher Sprachgefühl / fuzzy logic - klingen die Dialoge allesamt sehr US-amerikanisch. Sie sind extrem generisch, abgegriffen phrasenhaft. Das will für mich nicht so recht zum Setting (Russland, 1812-13) passen. Dann hab ich die letzten Seiten bereits gelesen und: die Menschen besiegen Chernobog. Das halte ich - innerhalb der paranormalen Logik - für völligen Quark, der das Ganze auf Marvel-Niveau senkt.


    Ein Pluspunkt für den recht deutlichen Splatter, der ästhetisch inszeniert wird, und für das Setting / die Mythologie. Es wird auch versucht, einen durchaus philosophischen Subtext zu schaffen, der sich - eben wegen dieser platten, Western-ähnlichen Dialoge - aber nicht recht enfalten kann.


    Fazit: 7/10.