Stanslaw Lem - Der Unbesiegbare

  • Meine Meinung zu dem Buch.


    Worum geht es? Einfach erzählt, das Raumschiff "Der Unbesiegbare erhält den Auftrag ein älteres Schiff ähnlicher Bauart ausfindig zu machen, bzw. eine Ursache für dessen Verschwinden zu finden. Die Besatzung landet auf einem fremden Planet mit einer Atmosphäre und erkundet diesen. Neben den ersten mysteriösen Zwischenfällen, dass Teile der Mannschaft vermisst werden oder aber mit vollständige gelöschten Erinnerungen wiedregefunden werden, werden mehr und mehr Sondergheiten des Planeten offenbar. Metallkonstruktionen, die über schwarmähnliche Intelligenz verfügen, dass nur Leben im Wasser vorkommt, obwohl es auch an Land Leben hätte geben können etc. Mehr und mehr spitzt sich der Konflikt zwischen Mensch und fremder Entität zu, wie sich auch der Konflikt zwischen Raumschiffkapitän und dem ersten Offizier zuspitzt.


    Meinung: Lem kann wunderbar beschreiben. Und er beherrscht die große technische Zusammenhänge und wisschenschaftliche Erkenntnisse spannend in die Unterhaltungsliteratur zu überführen, ohne dass das sprachliche Niveau darunter leiden muss. Das war hier wirklich ein Genuss. Ebenso war der Plot an sich spannend, die Geschehnisse ebenso.


    Kritik: Tja, ich stelle für mich fest, dass ich mich nur schwer gruseln oder begeistern kann, wenn mir die Figuren zu blass scheinen, zu technisch interagieren, nur anhand von möglichen Codexen. Das wirkt für mich auf lange Strecke langweilig. Zum Glück ist es hier nicht langweilig, aber die letzten dreißig Seiten waren für mich irgendwie unüberraschend und durch diese unemotionale Bindung dann halt auch etwas unbefriedigend.

    Nichtsdestotrotz bin ich dankbar für den Tipp!


    Besonderheit: It´s a man´s world. So krass ist mir das beim Lesen noch nie aufgefallen. Keine einzige Frau im ganzen Setting ...


    Vor mir gibt es vor allem aufgrund der Sprache 8,75 Zyklopen

  • Besonderheit: It´s a man´s world. So krass ist mir das beim Lesen noch nie aufgefallen. Keine einzige Frau im ganzen Setting ...

    Hallo Vincent,


    es freut mich echt, dass du die Lektüre nicht bereut hast. [Cof] Ich finde es immer irre spannend, Rezensionen hier zu lesen - nicht nur für Tipps (die meine Bücherregale haben explodieren lassen), sondern auch für Einschätzungen zu Büchern, die ich kenne.


    Echt lustig, ich als Frau (ohne Gendertrouble, auch wenn mir die politische Trans-Szene vertraut ist) finde das ganz außerordentlich angenehm. Für mich macht es das Personal da zu einer neutralen Basis, die ich vollkommen unvoreingenommen und neugierig aufnehmen kann. Ich muss mir nicht überlegen, ob ich als Frau die Frauenfigur da realistisch finde (das ist ja eh nicht objektiv zu bestimmen, weil keine Frau der anderen gleicht). Ich muss mich nicht über ein evt. seltsames Frauenbild wundern/ärgern oder mich ständig an genderpolitische Fragen erinnern.


    Es ist eine SF Geschichte, in der es um Menschen und Maschinen geht. Nicht um Frauen, Männer und Maschinen - also zwei Konfliktfelder, nicht drei, und das kommt imA der Geschichte zugute.

    (Solange nicht gesagt wird: Es geht hier um ein Dutzend Astronauten, weil Frauen dazu zu blöd sind und sich aufs Kinderkriegen & Kochen beschränken sollten. Ich unterstelle Lems Auswahl keine negative Implikation.)


    Z.B. bei Rainer Zuchs extrem ähnlich angelegten Planet des dunklen Horizonts hat mich diese Quotenfrau in der "Hauptrolle" total gestört, während ich die in Pitch Black, Alien, Doomsday etc. auch sehr gut finde. Es wird aber fast automatisch eine ganz andere Art von Geschichte.


    Frauenlose Geschichten mag ich auch bei Lovecraft und der Gothic Ära. Bei meinen Lieblingsautoren, den Brüdern Strugatzki, wünschte ich oft, dass sie keine Frauen schreiben, weil das oft - nicht immer - labile, unverständige Figuren sind und mich das massiv ablenkt. Ich denke auch, dass die Dynamik eine ganz andere ist, wenn es eine homosoziale Welt ist.


    That said, würde ich das selbstverständlich nicht so sehen, wenn es nur solche Literatur gäbe und ich keine Alternativen hätte.

  • Hm...müsste Mal schauen, ob da was zensiert wurde...

    Nachdem die Insel/Suhrkamp-Ausgaben aus der DDR lizensiert wurden, wohl nicht. Die SF hatte es im Ostblock ja leichter, als die "seriöse" Literatur. Da wurden gesellschaftspolitische Anklänge nur selten geahndet, weil man sie wahrscheinlich vielfach gar nicht registriert hat. Ernsthafte Probleme mit der Zensur hatten nur die Strugatzkis.