Carlos Ruiz Zafón - Der dunkle Wächter

  • Für diese Kategorie habe ich ‚Der dunkle Wächter‘ von Carlos Ruiz Zafón gewählt. Es ist das erste Buch, was ich von Zafón lese und es wurde mir warm empfohlen.


    Ich bin sehr froh, dass wir im Regal noch die Hardcoverausgabe stehen hatten, weil meiner Meinung nach ist das Cover so viel passender und regt auch eher zum Lesen an: ein hell strahlender Leuchtturm inmitten von bedrohlicher Dunkelheit. Dies stellt die Atmosphäre des Buches sehr gut dar.


    In ‚Der dunkle Wächter‘ begegnen wir die Familie Sauvelle. Simone ist verwitwet und hat einen ganzen Haufen Schulden geerbt. Sie und ihre Kinder versuchen in Paris zu überleben, bis sie ein Jobangebot bekommt, eine Stelle als Haushälterin in Cravenmoore anzutreten. Cravenmoore ist ein geheimnisvolles Anwesen in der Normandie und im Besitz von Lazarus Jann. Er ist Spielzeugmacher und das ganze Gebäude ist dann auch überfüllt von den verschiedensten mechanischen Figuren. Am Anfang läuft alles noch ganz gut, bis eines Tages Hannah auf mysteriöse Art stirbt. Damit fängt das ganze Grauen an.


    Mir hat dieses Buch gut gefallen. Es fängt an mit einem Brief, der den Leser sehr neugierig macht. Sofort ist man in der Geschichte gefangen, die sich langsam aufbaut. Das Cravenmoore-Anwesen und dann noch die Spielzeugfiguren dazu sind ein grandioses Setting. Sofort spürt man, wie diese bedrohliche Atmosphäre auf die Protagonisten wirken muss. Dazu kommt noch die geheimnisvolle Leuchtturminsel und ein dunkles Wald, was Cravenmoore von der Wohnung der Sauvelles trennt. Auch streut der Autor ständig kleine Hinweise im Text, die die Spannung nur steigern lassen, wie:zum Beispiel bestimmte Zimmer darf man nicht betreten, eine rätselhafte Geschichte über eine vor Jahren ertrunkene Frau, das Doppelgängermotiv, usw. Als Leser versucht man ständig alle Puzzleteile zusammenzulegen, um verstehen zu können, was da eigentlich vor sich geht.


    Die Geschichte ist schauderhaft und faszinierend zugleich. Auf der eine Seite fiebert man mit. Man kann sich förmlich vorstellen, wie die mechanischen Spielzeuge auf Irene und Ismael wirken müssen, während sie nachts durch das Gebäude schleichen. Aber man ist auch fasziniert von der Phantasie dieses Mannes, der all diese Kreaturen entworfen hat. Im Geheimen möchte man am liebsten auch mal durch Cravenmoore streifen und alles auf sich wirklich lassen.

    Die Protagonisten, vor allem Ismael und Irene, schließt man sich sofort ins Herz. Deswegen fiebert man auch so mit. Man möchte nicht, dass den beiden was Schlimmes passiert. Eigentlich ist die Geschichte für die meisten Beteiligten tieftraurig. Alle haben ihre Verletzungen aus der Vergangenheit, die sich mit sich mitschleppen und sich auf ihre Gegenwart auswirken.


    Für mich persönlich ein toller Schauerroman, in den man sich schnell hineinversetzen kann. Von Anfang bis Ende ist die Spannung spürbar und das Setting hat mir sehr gut gefallen.