Galerie der Phantasten (1914-1922)





  • Hintergrund



    Die Zeit um die Jahrhundertwende bis zum Aufstieg des Nationalsozialismus gilt bekanntlich als Blütezeit der phantastischen Literatur im deutschsprachigen Raum. Das Warum ist seit Jahrzehnten Gegenstand literaturwissenschaftlicher Debatten. Ob man das jetzt als Parallele oder direkte Folge der Stimmung des Fin de Siècle sehen will, ist aber eine akademische Fleißaufgabe. Unbestritten bleibt jedenfalls, dass diese Ära großer Umwälzungen mitsamt ihren Widersprüchen, in der Weltreiche und –anschauungen ins Wanken gerieten, die Kreativität schwärmerischer Gemüter so stark beflügelte, wie seit der Romantik nicht mehr. Reihenweise entflohen sie der Enge von Realismus und Naturalismus hin zu neuen Ausdrucksformen. Eine Entwicklung, die sich natürlich auch in der Verlagswelt spiegelt. Man verlegte damals mit Der Orchideengarten – Phantastische Blätter sowie Kokain – Eine moderne Revue spezialisierte Zeitschriften und startete entsprechende Verlagsprogramme. Bücher dieser Zeit tragen im Titelzusatz manchmal die Adjektive „sonderbar“, „grotesk“, „abseitig“, „seltsam“ oder etwa „okkult“. Bezeichnungen, bei denen an Phantastik interessierte Leser aufhorchen sollten. Die wahrscheinlich bekannteste Reihe dieser Art von Literatur war die Galerie der Phantasten des Münchener Georg Müller Verlages.






    Inhalt



    Band I E. T. A. Hoffmann: Phantastische Geschichten (1914)


    Illustriert von Ernst Stern


    Band II Edgar Allen Poe: Das Nebelmeer (1914)


    Illustriert von Alfred Kubin


    Band III Oskar Panizza: Visionen der Dämmerung (1917)


    Illustriert von Paul Haase


    Band IV Karl Hans Strobl: Lemuria – Seltsame Geschichten (1917)


    Illustriert von Richard Teschner


    Band V Alfred Kubin: Die andere Seite (1917)


    Illustriert von Alfred Kubin


    Band VI Hanns Heinz Ewers: Mein Begräbnis – und andere seltsame Geschichten (1917)


    Illustriert von Fritz Schimmbeck


    Band VII Honoré de Balzac: Mystische Geschichten (1920)


    Illustriert von Alfred Kubin


    Band VIII Gustavo Adolfo Bécquer: Von Teufeln, Geistern und Dämonen (1922)


    Illustriert von Paul Haase




    Mit Hanns Heinz Ewers hatte die Galerie der Phantasten einen zentralen Protagonisten des Genres als Herausgeber. Der startete das Programm standesgemäß mit Hoffmann und Poe, die ihre Schatten bis weit in die (damalige) Gegenwart warfen. Danach folgten vier zeitgenössische Autoren, ehe die Reihe mit zwei weiteren Klassikern geschlossen wurde. Mit Ausnahme von Kubins Roman Die andere Seite handelt es sich bei den Titeln ausschließlich um Erzählbände. Man kann die Bücher jeweils als Best-of des entsprechenden Autors verstehen, denn sie bestehen hauptsächlich aus bereits zuvor veröffentlichtem Material. Panizzas Visionen der Dämmerung etwa fasst seine beiden Sammlungen Dämmrungsstücke (1890) und Visionen (1893) zusammen. Die Zusammenstellungen waren in dieser Form allerdings Erstveröffentlichungen. Einzig Die andere Seite war eine Neuausgabe, der Erstdruck erfolgte 1909 beim gleichen Verlag.

    Durch die Spannweite von gut hundert Jahren ergibt sich natürlich eine beträchtliche inhaltliche Breite. Von der Schauerromantik, über Bécquers teils folkloristisch angehauchte „Leyendas“, über Dekadenzmotive bis hin zu Panizzas beißende Satiren bildet die Reihe eine große thematische Vielfalt der phantastischen Literatur ab.






    Erscheinungsbild



    Die Bücher erschienen in mehreren Auflagen in verschiedenen bibliophilen Varianten, die sich heute kaum mehr zufriedenstellend rekonstruieren lassen. Es gibt Leineneinbände, Pappeinbände und geheftete Exemplare, also quasi Paperbacks. Bei den Gebundenen muss man aber noch weiter differenzieren, denn bei den Leinen- und Pappausgaben findet man nackte – nur mit Titel – und illustrierte Einbände. Teils mit Lesebändchen, zumeist ohne. Von Ewers existieren gleich zwei nackte Leinenvarianten. In Braun und seltener knallrot mit goldenem Titel.

    Höchstwahrscheinlich erschienen alle Bände in zumindest drei Varianten unterschiedlicher Gestaltung. Doch damit immer noch nicht genug. Dem finanzkräftigen Käufer von Welt bot sich noch die Möglichkeit einer auf 100 bzw. 200 Stück limitierten, nummerierten Luxusausgabe. In Halbleder gebunden, auf Büttenpapier gedruckt. Sicher ohne ISBN, nur direkt über den Verlag zu beziehen ;)

    Hier kann man sich anschauen, wie die bei Poe und Panizza ausgesehen haben.

    Ich habe mich beim Sammeln auf die illustrierten Papp- (Poe, Panizza, Strobl, Ewers, Balzac) und Leinenvarianten (Hoffmann, Kubin, Bécquer) fokussiert.

    Inhaltlich waren alle Ausgaben ident. Die Bücher werden jeweils von ausführlichen Vorworten eingeleitet, mitunter gibt es sogar darüber hinaus ein Nachwort. Bei Die andere Seite besteht die Einleitung aus einer 50-seitigen (!), dennoch angenehm kurzweiligen, Autobiographie, in der Kubin sympathisch uneitel seinen verschlungenen Lebensweg beschreibt. Andere Beiträge sind weniger gut gealtert. Stanisław Przybyszewskis schwülstig-hochtrabende Anbiederung an Ewers treibt einem die Schamesröte ins Gesicht. Mit der Distanz der Jahrzehnte heute unlesbar. Lohnenswert sind die Addenda aber trotzdem, allein schon wegen der ganzseitigen Autorenportraits. Im Falle von Poe liegt auch noch ein Faksimile eines handgeschriebenen Briefes zum Ausklappen bei.

    Einen wunderschönen Mehrwert bieten natürlich die Illustrationen. Jeder Band wurde eigens von einem namhaften Grafiker bebildert.



    Kubin/Poe; Teschner/Strobl; Schimmbeck/Ewers; Haase/Bécquer



    Verfügbarkeit



    Dank der verschiedenen Auflagen sind die Bände grundsätzlich allesamt noch erhältlich. Bis auf die gehefteten Varianten. Diese haben die letzten hundert Jahre selten überstanden und wenn, befinden sie sich heute, wie man sich leicht denken kann, in miesem Zustand. Die gebundenen Ausgaben sind zwar verfügbar, aber die schön erhaltenen Exemplare zumeist nicht billig. Die Preisentwicklung der einzelnen Titel verlief höchst unterschiedlich. Am teuersten wird mittlerweile Lemuria gehandelt. Hier lassen sich kaum mehr Schnäppchen ergattern. Mit illustriertem Einband findet man das Buch nicht mehr unter 100€. Tendenz steigend.

    Ein paar der Titel wurden später anderswo neu aufgelegt. Insbesondere natürlich Die andere Seite, häufig mit Kubins Zeichnungen. Von Teufeln, Geistern und Dämonen bekommt man aktuell beim Pandämonium-Verlag, Lemuria inklusive Teschners Illustrationen bei der Edition Geheimes Wissen. Der Rest liegt meist mehrfach in anderer Form vor. Nicht nur die großen internationalen Klassiker Hoffmann, Poe und Balzac, sondern auch Ewers. Einzig Panizza scheint mir heute völlig vergessen. Wie die Verlagswerbung im Anhang von Visionen der Dämmerung verrät, waren ursprünglich noch viele weitere Bände vorgesehen. Unter anderem von Frédéric Boutet, Hermann Eßwein, Nikolai Gogol und Oscar Wilde. Aber wie so oft erleiden ambitionierte Projekte solcherart leider ein verfrühtes Ende. Daran hat sich bis heute wenig geändert.




  • Sehr spannend und lehrreich! Auch von mir einen herzlichen Dank für die Mühen.


    Besonders interessant waren für mich die Informationen bezüglich der bibliophilen Aufmachungen. Mir war gar nicht bewusst, dass "Extras" wie das Beilegen eines faksimilierten Briefes weiland schon vorkamen. Die üppige Illustrierung sowie die ausgiebigen Begleittexte sind natürlich erstklassig. Tolle Reihe.

  • Bücher dieser Zeit tragen im Titelzusatz manchmal die Adjektive „sonderbar“, „grotesk“, „abseitig“, „seltsam“ oder etwa „okkult“. Bezeichnungen, bei denen an Phantastik interessierte Leser aufhorchen sollten.


    Angesichts dieser Reihe – aber auch angesichts der erwähnten Zeitschriften Orchideengarten und Kokain – wird wieder einmal klar, wie engstirnig oder auch engherzig unser heutiger Phantastik-Begriff ist. Es ist klar, dass die Literaturwissenschaft mit Definitionen operieren muss und bekanntlich gibt es ziemlich eindeutig abgesteckte Grenzen der Phantastik. Es ist aber immer wieder wichtig sich klarzumachen, dass diese Grenzen nachträglich gezogen wurden und jedenfalls nicht aus der literarischen Praxis heraus geboren wurden.


    Ich selber bin eigentlich mittlerweile an einem Punkt, an dem ich mich gar nicht mehr als generischen Phantastik-Leser bezeichnen würde. Viel wichtiger als die einschlägige Definition sind mir Dinge wie etwa: Zeitgeist, zeit- und kulturgeschichtliche Zusammenhänge, die Gebundenheit an eine gewisse Epoche, – überhaupt eine gewisse Antiquität an sich. Und auch wenn die hier vorgestellte Reihe Galerie der Phantasten heißt, so ist einer ihrer Bekanntesten – nämlich Hanns Heinz Ewers – ein sehr gutes Beispiel für einen sogenannten Phantasten, der recht viele Geschichten schrieb, die nach der herkömmlichen Definition gar nicht phantastisch sind und strenggenommen durch die lexikalischen und bibliografischen Raster fallen müssten.


    Daher behagen mir zunehmend Begriffe wie „unheimlich“, „abseitig“ oder „sonderbar“. Diese Begriffe können durchaus auf Texte zutreffen, die nicht phantastisch sind, die aber von so herausragender Qualität sind, dass es schade wäre, würden sie ein aufnahmebereites Publikum durch das engmaschige Netz der orthodoxen Phantastik-Definition nicht erreichen.

  • Mir war gar nicht bewusst, dass "Extras" wie das Beilegen eines faksimilierten Briefes weiland schon vorkamen.

    Ja, Ewers, Strobl, Kubin & Co. Die Autoren dieser Zeit waren ja alle auch Fanboys Poes ;)



    Arkham Insider Axel

    Da hast du sicher Recht. Wobei eine verbindliche Definition von phantastischer Literatur ja bis heute fehlt. Es existieren zwar verschiedene Ansätze, die im akademischen Milieu alle ihre Fans haben, aber so richtig schlüssig finde ich keine davon. Das zeigen auch die Abgrenzungsschwierigkeiten beim Erstellen einer Bibliographie, auf die noch ein jeder gestoßen ist, der sich daran versucht hat.

    Was du über Ewers schreibst, gilt etwa genauso für Balzac. Die wenigsten seiner enthaltenen Geschichten sind genuin phantastisch, im Sinne von übersinnlich. Die meisten sind eher verträumt-romantisch oder makaber. Wie du richtig schreibst, früher ging man mit dem Befriff halt wesentlich offener um. Da kann man den Begriff fast als Synonym für Überzeichnung und alles Abseitige interpretieren, also was außerhalb der eng gesteckten literarischen (und gesellschaftlichen) Konventionen stand.

    Ich verwende Phantastik, vor allem umgangssprachlich, trotzdem gerne als Oberbegriff und zähle für mich das Groteske und Merkwürdige, was eben diese typischen Unsicherheiten beim Leser erzeugt, einfach genauso dazu.

  • Das Programm von Georg Müller lohnt sich auch abseits der Galerie der Phantasten. Im Laufe der Jahre erschienen dort etliche schöne Themen-Anthologien. Darunter natürlich auch welche explizit phantastischen Inhalts. Zum Beispiel diese drei Sammlungen, herausgegeben von Felix Schloemp. Die Produktion entspricht auch hier den hohen Verlagsstandards mit Einleitungen und Illustrationen.



  • Im Laufe der Jahre erschienen dort etliche schöne Themen-Anthologien.

    Wobei man – ich sprach es ja schon an – gar nicht so auf Trennschärfe zwischen den Gattungen bedacht war. Ich möchte zwei weitere Anthologien aus dem Georg Müller Verlag erwähnen, die zwar nicht von Felix Schloemp herausgegeben wurden, aber in der von col.race genannten Tradition stehen:

    • Bongs, Rolf (Hrsg.): Das Buch der Abenteuer. Mit einem Vorwort von Paul Scheerbart u. Bildern von Adolf Uzarski. München 1913 (3. Auflage).
      In der hier versammelten Auswahl vermischt sich das Abenteuerliche und Exotische mühelos mit dem Phantastischen. Auch recht Grausames kommt vor: Hanns Heinze Ewers mit seinem "Spielkasten", oder Eugen Reichsfreiherr von Binder-Krieglstein mit "Tuan-fu-tscheng". Ansonsten die üblichen Verdächtigen: E. A. Poe, Karl Hans Strobl, H. G. Wells usw.
    • Bongs, Rolf (Hrsg.): Die Jagd auf Menschen. Eine Sammlung der spannendsten Detektivgeschichten. Mit einer Detektivgeschichte vom Sterne Uranus als Vorwort von Paul Scheerbart u. zehn Bildern von M. Schwarzer. München 1920 (7. bis 11. Tausend).
      Neben Klassikern wie Maurice Leblanc, Frédéric Boutet, Arthur Conan Doyle, E. A. Poe schlagen auch einige, heute vielleicht nicht mehr ganz so geläufige Namen auf: etwa Richard Harding Davis oder Carlo Dadone

  • Georg Müller war damals auch DER Verlag für Phantastisches und Artverwandtes. Ein weiteres schönes Beispiel dieser Anthologien ist „Seltsame Begebenheiten – Eine Sammlung merkwürdiger Geschichten“. Ebenfalls herausgegeben von Rolf Bongs, illustriert von Max Teschner und mit einem Vorwort von Artur Landsberger („Berlin ohne Juden“).





  • Ich selber habe das Buch noch nicht gelesen und kann daher nichts zu den einzelnen Erzählungen schreiben. Aber der Buchtitel spricht für sich selbst:

    "Das Buch der Grotesken. Eine Sammlung phantastischer und satirischer Erzählungen aus der Weltliteratur"

    Felix Lorenz (Hrsg.), 1914, Georg Müller Verlag, mit zehn Bildbeigaben von Friedrich Leonhard Heubner


  • Interessant, dass Richard Teschner in "Seltsame Begebenheiten" und manch anderem Buch aus der Zeit als Max Teschner bezeichnet wird. Die Signatur ist die gleiche und zu einem "Max Teschner" findet man auch keinerlei einschlägige Einträge.

  • Angesichts dieser Reihe – aber auch angesichts der erwähnten Zeitschriften Orchideengarten und Kokain – wird wieder einmal klar, wie engstirnig oder auch engherzig unser heutiger Phantastik-Begriff ist. Es ist klar, dass die Literaturwissenschaft mit Definitionen operieren muss und bekanntlich gibt es ziemlich eindeutig abgesteckte Grenzen der Phantastik. Es ist aber immer wieder wichtig sich klarzumachen, dass diese Grenzen nachträglich gezogen wurden und jedenfalls nicht aus der literarischen Praxis heraus geboren wurden.


    Ich selber bin eigentlich mittlerweile an einem Punkt, an dem ich mich gar nicht mehr als generischen Phantastik-Leser bezeichnen würde. Viel wichtiger als die einschlägige Definition sind mir Dinge wie etwa: Zeitgeist, zeit- und kulturgeschichtliche Zusammenhänge, die Gebundenheit an eine gewisse Epoche, – überhaupt eine gewisse Antiquität an sich. Und auch wenn die hier vorgestellte Reihe Galerie der Phantasten heißt, so ist einer ihrer Bekanntesten – nämlich Hanns Heinz Ewers – ein sehr gutes Beispiel für einen sogenannten Phantasten, der recht viele Geschichten schrieb, die nach der herkömmlichen Definition gar nicht phantastisch sind und strenggenommen durch die lexikalischen und bibliografischen Raster fallen müssten.


    Daher behagen mir zunehmend Begriffe wie „unheimlich“, „abseitig“ oder „sonderbar“. Diese Begriffe können durchaus auf Texte zutreffen, die nicht phantastisch sind, die aber von so herausragender Qualität sind, dass es schade wäre, würden sie ein aufnahmebereites Publikum durch das engmaschige Netz der orthodoxen Phantastik-Definition nicht erreichen.



    Hallo,


    Word!!! - Danke Euch für diese schon längst fälligen Statements! :thumbup:


    Ich sehe es exakt genau so. Was mich an Literatur und Kunst allgemein fasziniert, ist das "Abseitige", "Merkwürdige", "Nicht Alltägliche", das Unbehagen weckt und zur Reflexion anregt - das kann im besten Fall "Phantastik" sein oder das, was viele heute im gängigen Sinn darunter verstehen (Fantasy, Horror, Science Fiction), muss aber nicht ... ich finde den anglo-amerikanischen Ausdruck "Weird Fiction" viel treffender.


    In der Zeit von der Jahrhundertwende bis zur Weimarer Republik gab es noch nicht diese Herausbildung von "Genres", wie wir sie heute kennen, und gerade in Deutschland erlebten expressionistische Bücher und Filme, die sich mit einschlägigen Themen befassen und heute als Meisterwerke der Kunst gelten (Das Kabinett des Dr. Caligari, Nosferatu, Metropolis ...), eine Hochblüte.

    PS - weil ich gerade "Metropolis" erwähnt habe ... wer weiß heute schon noch, dass die damalige Ehefrau des Regisseurs Fritz Lang, Thea von Harbou, zu diesem und weiteren Filmen ihres hochgerühmten Mannes die Drehbücher verfasst hat ... und dass sie zuvor eine Reihe von Sammlungen "unheimlicher" Geschichten veröffentlicht hatte?


    Im Rahmen einer solchen "anderen" Kategorisierung erscheinen mir auch heute jede Menge literarischer Werke interessant, die gemeinhin nicht unter "Phantastik" subsummiert werden. Vielmehr sind denke ich phantastische Elemente Teil der Populärkultur geworden und fließen wie selbstverständlich in grundlegend realistische Settings ein.


    Aber, weil's grad gut passt - nochmals zurück zu den literarischen Klassikern:

    Ich arbeite grad am Finishing der Übersetzungen und dem Vorwort des dritten Bandes unserer UNTOTEN KLASSIKER - "Die Tore der Hölle" des Franzosen Maurice Level (1875 - 1926). Als Arzt und Journalist schrieb Level neben "psychologischen" Kriminalromanen vor allem auch Kurzgeschichten, die dann zu kurzen Bühnenstücken für das berühmt-berüchtigte "Grand-Guignol"-Theater in Paris adaptiert wurden. Es gibt darin kaum "übernatürliche" Elemente, aber jede Menge bizarrer Plots, absonderlicher Charaktere, psychische Abartigkeiten und menschliche Grausamkeit in der Tradition der "Contes cruels". Ich denke, das sollte für Euch interessant sein ... :)


    Level wird übrigens gerade erst auch in Frankreich "wiederentdeckt" - der Film und die darauf basierende französische Originalserie "Les Revenants" ("The Returned") basieren auf einem Roman von Level ... und für den englischsprachigen Raum hat S. T. Joshi eine komplette Sammlung aller Kurzgeschichten Levels auf Englisch herausgebracht ("13 Hours with a Corpse").