BRIAN KEENE - "Der Hexerbaum"

  • Für mich ist Brian Keene einer der wichtigsten zeitgenössischen Autoren von Horrorliteratur. Und das vor allem, weil er sich Gedanken um sein Personal macht, Charakterstudien entwirft und nicht nur mit Blut und Gedärmen um sich wirft. Mit seiner Figur des Levi Stoltzfus hat er einen vielschichtig-ungewöhnliches Charakter geschaffen: der ehemalige Amish, der sich mit Powwoww auskennt und mit Hilfe diverser Bücher Dämonen bekämpft oder vergessenen geglaubte Wesen aus unserer Welt bezwingt ist mit Pferd und Hund unterwegs und agiert im Verborgenen.

    Die vier Geschichten in "Der Hexerbaum" haben nicht alle Levi als Protagonisten. Aber sowohl die titelgebende Story um einen alten Baum, um den sich Leichen sammeln und die Story "die letzten Albatwitche" um eine Rasse affenähnlicher Kreaturen, die in einem Nationalpark hausen sollen haben haben Levi als Hauptfigur; ein zweifelnder Mensch, der zurückgezogen und weitestgehend technologiefrei lebt, mit dem Pferdewagen fährt und sich an alte Bücher hält, die ihm sein Vater vermacht hat bevor Levi aus der Amish Gemeinde verstoßen wurde. Levi Stoltzfus vertraut auf die Macht der alten Bücher und des Powwpoww - aber er weiß auch, dass das Wissen um diese alte Art der Magie fast verloren ist und kaum noch jemand an sie glaubt.

    Keene stammt aus Pennsylvania und war deswegen wohl mit den Amish vertrauter als viele anderen Amerikaner, denn in diesem Bundesstatt gibt es immer noch die meisten "Amischen alter Ordnung", die bis heute "Pennsyvlania-Deutsch" sprechen. Er vermengt ganz bewusst erdreligiöse und esotherische Mythen der amerikanischen Ureinwohner mit der absonderlich wirkenden Lebensweise der Amischen. Zwar erklärt er die Hintergründe von Levi Stoltzfu' Verstoß aus der Gemeinschaft in diesem Buch (und auch in "eine Versammlung von Krähen") meines Wissens nicht, aber der zurückgezogene Einzelgänger wird auch in den Geschichten aus "Der Hexerbaum" weiter als eine Mischung aus mysteriösem Eigenbrödler und kundigem, hilfsbereitem Kämpfer gegen die dunklen Mächte etabliert.

    Die beiden Kurzgeschichten stehen für sich und - da sie so kurz sind - lassen wenig Möglichkeiten, spoilerfrei über sie zu schreiben.

    Wer kein Sammlerexemplar ergattern konnte - und auch für mich war es ein Geschenk da ich das Abo beim Festa Verlag nicht abgeschlossen habe - der kann sich auf 2021 freuen. Da scheint es mehr von Keene außerhalb der Sammlerexemplare zu geben.