Die nicht sterben, Dana Grigorcea Monioudis

  • Erscheint im März und klingt äußerst vielversprechend.


    Zum Inhalt:

    Eine junge Bukarester Malerin kehrt nach ihrem Kunststudium in Paris in den Ferienort ihrer Kindheit in den rumänischen Karpaten zurück. In der Kleinstadt B. hat sie bei ihrer großbürgerlichen Großtante unter Kronleuchtern und auf Perserteppichen die Sommerferien verbracht. Eine Insel, auf der die kommunistische Diktatur etwas war, das man verlachen konnte. „Uns kann niemand brechen“, pflegte ihre Großtante zu sagen. Heute ist der Kommunismus Vergangenheit und B. hat seine besten Zeiten hinter sich. Für die Künstlerin ist es eine Rückkehr in eine fremd gewordene Welt, mit der sie nur noch wenige enge Freundschaften und die Fäden ihrer Familiengeschichte verbinden. Als auf dem Grab Vlad des Pfählers, als Dracula bekannt, eine geschändete Leiche gefunden wird, begreift sie, dass die Vergangenheit den Ort noch nicht losgelassen hat und der Leitspruch ihrer Großtante zugleich der Draculas ist. Seine Geschichte will sie erzählen, auch wenn die sich ihr entzieht. Am Anfang hat sie Angst, dass sie die Reihenfolge der Geschehnisse verwechseln könnte. Dann begreift sie: Jede Reihenfolge ergibt einen Sinn. Weil es in der Geschichte nicht um Ursache oder Wirkung geht, sondern nur um eines: Schicksal. Inzwischen ist es für jede Flucht zu spät.
    Dana Grigorcea zeichnet ein atemberaubend atmosphärisches Porträt der postkommunistischen Gesellschaft, die bis heute in einem Zwischenreich gefangen scheint. Ohne Vorwarnung führt sie ihre Leserinnen und Leser ins Herz eines Schreckens, wie ihn nur die eigene Vorstellungskraft erzeugen kann - oder der gestrenge Fürst Dracula.


    Verlagseite: https://www.randomhouse.de/ebo…orcea/Penguin/e574847.rhd

  • Erik R. Andara Wow, danke, das hab ich gar nicht mitbekommen. Klingt nach etwas super Spannendem, wirklich Ungewöhnlichem.


    Hab mal in ihre Bücher-Leseproben geschaut, und finde ihren plapperhaften Stil zum Abgewöhnen - allerdings hat sie Sofi Oksanens Puhdistus (eng. Purge / dt. Fegefeuer) ins Rumänische übersetzt, und die Wahl kann nicht von ungefähr kommen, Oksanens dezent spekulativer Roman gehört zu den besten, die ich je gelesen habe, er ist sehr harsch und elliptisch.


    Mag ja sein, dass nur die Anfänge bei Grigorcea so klingen sollen, um dann die Schraube anzuziehen ... Berichte mal bitte, wenn du das gelesen hast. Aus Rumänien kommen jedenfalls gute Sachen, das ist einen genaueren Blick wert.

  • Zitat

    Hab mal in ihre Bücher-Leseproben geschaut, und finde ihren plapperhaften Stil zum Abgewöhnen

    Ich muss dann noch schauen, ich habe am Handy jetzt keine Leseprobe gefunden, klingt aber gar nicht gut, was Du da beschreibst. Ich habe jetzt nur ein bisschen nach dem Buch gegoogelt, und die Thematik klingt einfach umwerfend.

  • die Thematik klingt einfach umwerfend.

    Sehe ich auch so. Und Buchvorstellungen sind immer eine tolle Sache, ob das was für einen ist, kann man ja später selbst herausfinden. :*


    Ich warte auch ab, entweder Leserstimmen oder evt. eine englische Übersetzung. (Es gibt ja bereits eine zu ihrem Zweitwerk, die finde ich lesbarer als das schweizer Original).

  • Der Klappentext hört sich wirklich interessant an. Leseproben lese ich aus Prinzip nicht. Hab' mir das Buch einfach mal vorbestellt. Ich werde berichten...

  • Danke, Cheddar. Dann warte ich auf Deine Meinung (ich muss zugeben , dass ich mir neue AutorInnen niemals ohne Leseprobe kaufe, außer Feuilleton-Berichte sind sehr gut, dann mache ich manchmal Ausnahmen).

  • ich muss zugeben , dass ich mir neue AutorInnen niemals ohne Leseprobe kaufe

    Das ist sicher auch schlauer. Ich mag es einfach nicht, nur ein paar Seiten zu lesen und dann wieder aufhören zu müssen. Ich möchte immer sofort voll und ganz eintauchen. Außerdem lasse ich mich von einem Buch/ Autor gerne überraschen... Zudem kann ich meist ganz gut einschätzen, was mir gefällt und was nicht, Fehlkäufe gibt es also trotzdem recht selten.

  • Inzwischen habe ich das Buch gelesen:


    Auch wenn es der Klappentext behauptet - Um die Unsterblichkeit des Populismus und des Chauvinismus geht es hier eher weniger. Wer also eine Art patriarchalen MeToo-Dracula erwartet hat, der sich durch das postkommunistische, orientierungslose Rumänien meuchelt und letztendlich von der Protagonistin mit einem phallusartigen Pflock zur Strecke gebracht wird, dürfte von "Die nicht sterben" enttäuscht werden. Generell spielen gesellschaftspolitische Themen eine deutlich kleinere Rolle, als ich angenommen hatte - Was durchaus schade ist. Im Kern liefert Dana Grigorcea stattdessen eine Mischung aus Familiengeschichte, leichtem Vampirgrusel und Dorfkrimi mit Rache-Plot, inklusive gelegentlicher historischer Einsprengseln. (Gerade die detailreiche Beschreibung über den Vorgang des Pfählens ist dabei nichts für Zartbesaitete.).

    Definitiv ein interessanter Genre-Mix, der auch nie langweilt.

    An Grigorceas überbordenden, anekdotenhaften Stil (Katla hat ihn oben als plapperhaft bezeichnet) musste ich mich jedoch erst einmal gewöhnen. Besonders die ersten Kapitel fand ich diesbezüglich ziemlich anstrengend. Nach einer Weile legt sich das aber und das Ganze gerät wesentlich fokussierter und stringenter und ergeht sich nicht mehr in ständigen Abschweifungen. Besonders die wenigen phantastischen Elemente gelingen Grigorcea großartig und überzeugen durch ihre traumähnliche Atmosphäre. (Oder sind sie am Ende vielleicht auch nur ein Traum?).

    Der Krimi-Part hat mich hingegen wieder weniger überzeugt. Zumal ich den finalen Twist bzw. die Identität des Mörders schon recht früh erahnt habe. Aber darum geht es hier auch eigentlich gar nicht.

    Mein Fazit: Trotz diverser Schwächen hat mir "Die nicht sterben" ziemlich gut gefallen und (nachdem ich mal drin war) beim Lesen durchaus eine Sogwirkung entwickelt. Ich könnte mir aber vorstellen, dass der Roman hier durchaus polarisieren könnte...

  • Wer also eine Art patriarchalen MeToo-Dracula erwartet hat, der sich durch das postkommunistische, orientierungslose Rumänien meuchelt und letztendlich von der Protagonistin mit einem phallusartigen Pflock zur Strecke gebracht wird, dürfte von "Die nicht sterben" enttäuscht werden.

    Dank schön, deine Endrücke sind ja sehr interssant zu lesen. Das Zitierte ist schonmal ein fetter Pluspunkt. Allerdings sind deine Minuspunkte (auch wenn du ihnen auch sehr positive Punkte gegenüberstellst) ungefähr das, was ich befürchtete. Vom Buch nehme ich erst mal Abstand.