Seit gestern sind die ersten beiden Folgen online, bei denen Ridley Scott Regie geführt hat. Eine passende Wahl, denn mit Androiden kennt sich der Mann schließlich aus - Siehe „Blade Runner“ oder „Prometheus“ und „Covenant“. Schon bei seinen letzten „Alien“-Filmen wurde recht deutlich, dass er sich mehr für den künstlichen Menschen David als für die Xenomorphs interessiert. Die Serie ist für ihn daher nur ein konsequenter und logischer Schritt - Auch wenn Scott bei „Raised by Wolves“ eigentlich nur als Produzent und Regisseur (der ersten zwei Folgen) in Erscheinung tritt. Das Drehbuch stammt von Aaron Guzikowski („Prisoners“).
Dennoch gibt es dort durchaus Parallelen zum „Alien“-Universum zu entdecken: Wenn der weibliche Android beispielsweise in der ersten Szene die Augen öffnet und mit den Worten „Hallo Mutter“ begrüßt wird, denkt man natürlich unweigerlich an die KI aus dem berühmten Sci-Fi-Horror-Franchise. Hinzu kommt noch das weiße, milchige „Blut“ der Maschinenmenschen...
Die Prämisse „Roboter ziehen Kinder auf“ erinnert hingegen an Philip K. Dick, der dieses Thema schon in den Fünfzigern in diversen Kurzgeschichten behandelt hatte. Sowieso könnten die Space-Suits, die die Roboter bei ihrer Landung auf Kepler-22B tragen, dem Cover eines alten Sci-Fi-Pulp-Magazins entstammen.
Neben der Erziehungsfrage geht es in „Raised by Wolves“ aber vor allem um Religion. Die Erde wurde in einem weltumspannenden Glaubenskrieg vollkommen ausradiert und die Menschheit hat sich in Gläubige (Mythraisten) und Atheisten gespalten. Die ersten Folgen stecken dementsprechend voller biblischer Motive (Adam & Eva, Garten Eden, Arche) - Auch das erinnert an Dick.
Im Prinzip wird hier eine neue Genesis erzählt: Die Robo-Eltern (die von den Atheisten entworfen wurden), landen auf einem fremden Planeten und versuchen dort einen Neubeginn für die Menschheit - Nur diesmal eben ohne Religion. In ihrem Garten Eden existiert kein Gott - Und statt dem Baum der Erkenntnis findet man dort nur ein gigantisches Loch, das jeden verschluckt, der ihm zu nahekommt.
Bisher macht die Serie einen guten Eindruck. Auch wenn der Einstieg etwas holprig war und sie sich mMn immer dann verhebt, wenn sie versucht ein großes Spektakel auf den Bildschirm zu zaubern. Generell funktioniert das Ganze eher auf der intellektuellen und weniger auf der optischen oder auf der Action-Ebene. Die leisen Töne mochte ich jedenfalls mehr, als die „Krach, Boom, Peng“-Momente (die zudem auch nicht immer gut aussehen).
Und wo wir gerade bei Tönen sind: Vom Ben Frost-Soundtrack ("Dark") gab es bisher noch nicht viel zu hören, aber ich hoffe mal, dass dieser zeitnah veröffentlicht wird.
Sonst schon jemand gesehen? Meinungen?