Philip K. Dick - Sämtliche 118 SF-Geschichten Band 2: Variante Zwei

  • Momentan fehlt mir leider die Zeit um wirklich viel zu den Geschichten zu schreiben.

    Eine dünne alternative Schöpfungsgeschichte, die ich schon wieder aus meinem Gedächtnis gestrichen hatte.

    Die Menschheit als gescheitertes Projekt einer überirdischen/außerirdischen Macht - Ich fand's ganz amüsant.

    Warum gescheitert? Die Menschen haben sich der Kontrolle der "Götter" entzogen. Diese haben keine Macht mehr über sie. Gleiches gilt (durch das Einschreiten eines kleinen Jungen) auch für das geplante Nachfolgeprojekt. Bellings/"Gott" erkennt dies übrigens daran, dass die kleinen Menschen Kleidung tragen.

    Dick bezieht sich hier auf den Sündenfall: Nachdem Adam und Eva vom Baum der Erkenntnis gegessen hatten, schämten sie sich plötzlich für ihre Nacktheit. Ein Zeichen dass sie sich von Gott gelöst hatten und frei waren. Der kleine Tommy ist hier also so etwas wie die Schlange/der Teufel, der durch sein Handeln unwissentlich die gesamte Menschheit rettet.

  • Der Ärger mit den Kugeln

    Die Prämisse, dass sich die Menschen langweilen würden, weil sie im Sonnensystem kein extraterrestrisches Leben fanden, ist ziemlich stark. Stattdessen verfallen sie einer Spielsucht.

    Am Ende leben sie selbst in einer Glaskugelwelt.


    Ich konnte damit nix anfangen. Gibt doch genug anderes als die Suche nach außerirdischem Leben. Letztlich zielt der Quark nur auf die Schlusspointe ab.

  • Die Idee, das sich eine allgemeine Konzentration auf eine Sache fokussiert, wie hier mit dem Weltenbau, finde ich gar nicht so abwegig. Natürlich ist es ein wenig überspitzt, das eine zukünftige Gesellschaft sich so konzentriert darauf ausrichtet. Aber als Gedankenexperiment, wie sich der Unterschied gestaltet, ob wir definitiv alleine im Universum sind oder ob es da noch andere Wesen gibt und das dies ein Unterschied macht, hat mir gut gefallen. Und das wir gesellschaftlich in eine Sucht fallen ist ja nict abwegig. Die Süchte der modernen Gesellschaft sind nur vielfältiger.

  • Dick bezieht sich hier auf den Sündenfall: Nachdem Adam und Eva vom Baum der Erkenntnis gegessen hatten, schämten sie sich plötzlich für ihre Nacktheit. Ein Zeichen dass sie sich von Gott gelöst hatten und frei waren. Der kleine Tommy ist hier also so etwas wie die Schlange/der Teufel, der durch sein Handeln unwissentlich die gesamte Menschheit rettet.

    Und genau das war mir zu simpel. Das Variante C sich einzig durch die Kleidung löst und Tommy im Prinzip die "Verunreinigung" ist. Wo ist denn am Ende überhaupt die Prämisse der Geschichte? Das der Sündenfall immer kommt?

  • Wo ist denn am Ende überhaupt die Prämisse der Geschichte?

    Der Erkenntnisgewinn wird von Bellings am Ende recht klar formuliert:

    "Jedes Projekt würde die Unzufriedenheit ins nächste hineintragen. Es würde nie aufhören, egal, wie viele Projekte geplant und ausgeführt würden. (...) Es hatte keinen Zweck, das laufende Projekt fallenzulassen. Ein Projekt war so gut wie das andere."


    Das Konzept der Sünde habe ich nie begriffen.


    Wenn ich den Katholizismus richtig verstanden habe, ist prinzipiell alles Sünde, was Spaß macht. Enthaltsamkeit, Verzicht und Selbstgeißelung is the way to go...


    Letztlich zielt der Quark nur auf die Schlusspointe ab.

    Hier bin ich klar im Team Mammut.

    Beim Titel der Geschichte musste ich sofort an Kafkas "Blumfeld, ein älterer Junggeselle" denken. Das "Kugel in der Kugel in der Kugel..."-Konzept war auch ganz interessant. Gleichzeitig beschäftigt sich Dick hier mit dem Destruktionstrieb des Menschen (siehe Freud)... und erwähnt William Jennings Bryan als einen der größten Rhetoriker aller Zeiten.

    Die von lapismont kritisierte Schlusspointe ist natürlich mal wieder etwas vorhersehbar, ich mochte aber wie subtil sie von Dick präsentiert wird. (3,5/5)

  • Frühstück im Zwielicht

    Eine gelungene Warnstory mit sehr schicker Metapher am Ende. Es ist für mich immer sehr schräg, diesen permanenten Hass auf Rote und Sowjets zu lesen. Alles in mir ruft dann: Das sind aber die Guten!

    Ich bin ja froh das die Familie sich entschieden hat zu bleiben. Aber letztendlich macht es ja keinen Unterschied. Sieben Jahre später wird sie die Geschichte eingeholt haben. Das ist ja eine echt bittere Vorstellung.

    Die anderen sind immer die Bösen, und du gehörst jetzt zu den Guten.fre"$

    Hoffen wir, das wir in sieben Jahren eine glücklichere Welt erleben.[zom]

  • Ich bin ja froh das die Familie sich entschieden hat zu bleiben. Aber letztendlich macht es ja keinen Unterschied. Sieben Jahre später wird sie die Geschichte eingeholt haben. Das ist ja eine echt bittere Vorstellung.


    Hoffen wir, das wir in sieben Jahren eine glücklichere Welt erleben.[zom]

    ich verstand das eher so, dass der Mann sich fest vorgenommen hat, sich zu kümmern.

  • Eine Familie beim Frühstück über die plötzlich die absolute Hölle hereinbricht. Eine nette Parabel darüber wie fragil Frieden ist und wie schnell er vorbei sein kann. Eben beißt man noch gedankenverloren in ein Croissant und dann...

    Der Start hat auch leichte Hodgson-Vibes versprüht ("House on the Borderlands" und so).

    Bei den radioaktiven Partikeln in der Luft, die Geisteskrankheiten auslösen, musste ich hingegen unweigerlich an die momentane Pandemie denken - Denn inzwischen könnte man glauben, dass Covid-19 ganz ähnliche Symptome bei den Menschen verursachen kann.


    Meistens langweilen mich PKD's Kriegsgeschichten ja, "Frühstück im Zwielicht" fand ich aber sehr gelungen. Auch weil hier das seltsame Zeitreise-Phänomen im Fokus steht. Die Erklärung für dieses ist aber völlig natürlich an den Haaren herbeigezogen.


    Dick sagt zu der Geschichte:

    "Ich spiele gerne mit der Idee herum, daß die wesentlichen Kategorien unserer Realität, wie Raum und Zeit, zusammenbrechen. Das ist wohl meine Liebe zum Chaos."

    Es ist für mich immer sehr schräg, diesen permanenten Hass auf Rote und Sowjets zu lesen.

    Ich habe auch das Gefühl, dass Dick zunehmend ein etwas einseitiges Bild dieses Konflikts zeichnet. In früheren Geschichten war er da mMn etwas differenzierter.

    Ich bin ja froh das die Familie sich entschieden hat zu bleiben. Aber letztendlich macht es ja keinen Unterschied. Sieben Jahre später wird sie die Geschichte eingeholt haben.

    Dass sie überhaupt darüber nachdenken musste, hat sich mir allerdings nicht so ganz erschlossen. Auch wenn die Möglichkeit zur Rückkehr nur in der Theorie besteht und sie beim Versuch sterben können, sollte diese Entscheidung doch absolut alternativlos sein...

    Nein, Kriegshetzer bekämpfen, Freundschaft zur SU aufbauen, gegen Hass und Angst kämpfen.

    Ich sehe das eher wie Mammut. Was haben sie durch ihre Rückkehr denn gewonnen? 7 gute Jahre und die Gewissheit, dass sie danach alle tot sein werden. Am Ende wird der Heißwasserboiler ja auch zur Metapher für die unaufhaltbare Katastrophe. Ich denke nicht dass eine einzige Familie großartig etwas daran ändern kann.

  • Dass sie überhaupt darüber nachdenken musste, hat sich mir allerdings nicht so ganz erschlossen. Auch wenn die Möglichkeit zur Rückkehr nur in der Theorie besteht und sie beim Versuch sterben können, sollte diese Entscheidung doch absolut alternativlos sein...

    Ich sehe das eher wie Mammut. Was haben sie durch ihre Rückkehr denn gewonnen? 7 gute Jahre und die Gewissheit, dass sie danach alle tot sein werden. Am Ende wird der Heißwasserboiler ja auch zur Metapher für die unaufhaltbare Katastrophe. Ich denke nicht dass eine einzige Familie großartig etwas daran ändern kann.

    Wie du selbst sagst macht es schon einen Unterschied. Wären sie geblieben, hätten sie sich zwar in der "neuen Welt" einfinden müssen, aber so steht ihnen die Entwicklung ja noch bevor und ob sie diese überleben ist ja offen. Beide Seiten haben ihre Vor- und Nachteile, aber es ist für mich offen welches die bessere Entscheidung ist.

    Man kann sagen, sie haben sieben Jahre Zeit, sich vorzubereiten, man kann auch der Meinung sein, man muss es sowieso so nehmen, also bleiben wir. Und es war ja nicht sicher, das sie die eine Alternative überhaupt bis zum Morgengrauen überleben. Also ich finde das nicht alternativlos.


    Das Titelbild der Amazing Ausgabe ist übrigens grottig:

    http://www.isfdb.org/cgi-bin/pl.cgi?56419


    Im Deutschen ist die Story hier erschienen:

    http://www.isfdb.org/cgi-bin/pl.cgi?404220