Philip K. Dick - Sämtliche 118 SF-Geschichten Band 2: Variante Zwei

  • Dick steigert sich wieder. Marsianer kommen in Wolken gefiel mir sehr gut. Die Fremdenfeindlichkeit der Menschen wird sehr krass geschildert, die Szene mit dem Hilfsersuchen wurde eindringlich beschrieben.

    Natürlich hätte ich gern erfahren, warum das Kind nicht hilft. Das Ende mit dem Vater habe ich nicht verstanden. Vielleicht so ein 50er Jahre Denken.

  • Der Pendler (The Commuter) erschien 1953 in Amazing und handelt von einer Realität, die sich selbst erschafft. Großartig wie Dick aus einer Gewissheit eine Unsicherheit macht, die zu Veränderung führt und am Ende erst wieder zur Unsicherheit und einer sich verfestigenden neuen Realität.

    Der Arme hat echt ein gutes Leben verloren^^

  • Marsianer kommen in Wolken gefiel mir sehr gut.

    Freut mich, dass ich nicht der Einzige bin, der die Geschichte großartig findet.

    Dich schafft es hier sehr überzeugend, die vage Grenze zwischen real und irreal zu beschreiben. Eine gute Story.

    Sehe ich auch so.


    Aufgrund der Zug-Thematik musste ich sofort an Stefan Grabinski (dem Master of Train-Horror) denken. Zu dessen Werk hätte die Story jedenfalls perfekt gepasst. Die später auftretende Dekonstruktion bzw. Rekonstruktion der Realität ist dann aber doch wieder typisch für Dick - Auch ohne die üblichen Sci-Fi-Elemente.

    „Die Erkenntnis durchbohrt ihn wie ein stechender Schmerz und ließ ihn erstarren. Plötzlich begriff er. Es breitet sich aus. Über Macon Heights hinaus. In die Stadt. Auch die Stadt veränderte sich. (…) Die Existenz von Macon Heights konnte nicht ohne Auswirkungen auf die Stadt bleiben. Sie durchdrangen sich gegenseitig.“

    Ungewöhnlich für Dick endet die Geschichte mit einer Art Happy End. Denn eine neue bzw. veränderte Realität muss nicht immer etwas Schlechtes sein. (5/5)


    +++




    Die Welt, die sie wollte

    Worum geht’s: In einer heruntergekommenen Bar, trifft Larry Brewster auf eine mysteriöse Frau namens Allison Holmes. Sie gesteht ihm etwas, „was niemand sonst weiß - niemand sonst in dieser Welt. Etwas, was ich erfuhr, als ich ein kleines Mädchen war.“ Laut ihr existiert für jeden Menschen eine eigene Welt, die nur erschaffen wurde, um ihn glücklich zu machen. Und Larry befindet sich zufällig in ihrer Wellt und soll nun der Mann ihres Lebens werden. Der Auserwählte hält das zunächst nur für einen dummen Scherz, doch tatsächlich scheint immer genau das zu passieren, was Allison möchte. Für Larry wird dies schnell zu einem Alptraum.


    1953 in „Science Fiction Quarterly“ erschien. Die Geschichte wurde für die Ausgabe sogar auf dem Cover illustriert (siehe oben). Eine Ehre, die Dick bisher nur bei „Die Verteidiger“ zuteilwurde.


    Zum Inhalt: Käme die Bar-Geschichte von einem Mann, würde man das Ganze unweigerlich für einen extrem plumpen Anmachversuch halten. Es ist also sicher eine gute Idee, dass uns Dick hier die „Welt einer Frau“ präsentiert.

    Aber tut er das wirklich? Oder hat Allison vielleicht nur eine narzisstische Persönlichkeitsstörung? Leidet sie unter Wahnvorstellungen? Sind ihre Wunscherfüllungen alle nur Zufall/ Teil eines elaborierten Täuschungsversuchs?

    Tatsächlich scheinen wir es hier (ähnlich wie bei „Der Pendler“) zunächst wieder mit einer veränderten Realität zu tun zu haben. Nur das diese Veränderungen von einer Person (Allison) ausgehen und von dieser bewusst gesteuert werden.

    Nach der gelungenen Einführung tritt die Geschichte allerdings etwas auf der Stelle. Zudem hat Dick mit Allison eine recht nervige und anstrengende Figur erschaffen.

    Die Grundaussage: Wenn man mit einer positiven Grundstimmung durchs Leben geht, erscheint einem die Welt auch plötzlich viel positiver und wohlwollender. Sicher keine bahnbrechende Erkenntnis.

    Doch was der Himmel für den einen ist, ist für den anderen vielleicht die absolute Hölle… und so verliert Larry in Allisons Welt allmählich den Verstand. Schließlich verlässt er sie.

    Aber wenn es tatsächlich ihre Welt ist, dürfte das doch gar nicht möglich sein.

    Der große Plot-Twist: Allison hat mir ihrer VieleWelten-Idee tatsächlich Recht, in einer Sache hat sie sich jedoch geirrt - Es ist nicht ihre Welt.

    Das Ende fand ich wieder ganz nett, auch wenn mir zunächst nicht ganz klar geworden ist, warum sich die Geschichte in Wahrheit in Larrys Welt abspielen soll. Wirklich glücklich wirkt er jedenfalls nicht.

    Aber eigentlich ist er nur nicht mehr glücklich, seit Allison in sein Leben getreten ist. Zuvor fühlte er sich in der dreckigen und versifften Bar nämlich wie im Paradise (da wären wir wieder bei den unterschiedlichen Definitionen vom „Himmel“). Allison ist nur ein Fehler im System, der schnell wieder entfernt wird.

    Natürlich könnte man da jetzt viel über Dicks gestörtes Verhältnis zu Frauen hineininterpretieren, man kann es aber auch lassen und „Die Welt, die sie wollte“ einfach als ganz nette Sci-Fi-Geschichte verbuchen. (3/5)

  • Ich habe die Geschichte anders interpretiert. Der Wechsel der Welten am Ende wirkt ein wenig unmotiviert, man kann es aber so interpretieren, das die zahlreichen Welten der Einzelnen überlappen und Larry am Ende "in seine Welt" überwechselt.

    Es geht um Larry, der ein schönes Jungessellenleben führt und da kommt eine Frau, die sein Leben übernimmt und nach ihrem Gusto verändert. Am Ende übernimmt Larry wieder das Kommando und schließt die Dame aus seiner Welt wieder aus.

    Mir hat die Geschichte sehr gut gefallen!

  • Offensichtlich ist Allison nicht die erste Frau, die sich Larry erschafft. Er hat schon diverse Frauen »probiert« und die richtige noch nicht gefunden. Vielleicht gehts auch gar nicht ums Finden, sondern nur ums Probieren. Das ganze ist eigentlich ein Spiel.


    Der interessante Ansatz, dass sich da eine Frau selbstbestimmt eine Welt schafft, in der sie das Sagen hat, war Dick dann wohl doch zu mutig. Hätte er es sich getraut, Larry am Schlus zuerplatzen zu lassen, wäre das ganze eine feministische Story gewesen. Aber so endet es als plumpe Männerfantasie.


    Klar, Dick baut auch noch ein bisschen Parallelwelttheorie ein, aber letztlich fehlt der Story der Mut.

  • Allison ist nur ein Fehler im System, der schnell wieder entfernt wird.

    die zahlreichen Welten der Einzelnen überlappen

    Offensichtlich ist Allison nicht die erste Frau, die sich Larry erschafft. Er hat schon diverse Frauen »probiert«

    Eine Geschichte, drei verschiedene Interpretationen. Interessant.

  • Ein Raubzug auf der Oberfläche

    Eine ziemlich langatmig erzählte Geschichte über eine postapokalyptische Bunkergesellschaft. Die Behauptung, diese Technos seien eine eigene Rasse wird leider nicht weiter begründet. Die Trennung in Weiß und Dunkel müffelt sehr stark. Da hilft auch das Ende nicht. Vielleicht wollte Dick andeuten, dass die Oberflächenmenschen vitaler sind und den besseren Weg der Menschheit darstellen, aber die Hautfarben wurden eben explizit erwähnt. Die Schwarzen leben in primitiven Dörfern und beackern die Felder und dienen den Weißen als Beute … War Dick auch hier zu ängstlich, diese Analogie deutlicher zu gestalten und zu kritisieren?

    Ansonsten viel dröges Infogedumpe und der Konflikt zwischen Vater und Sohn wird nicht weiter verfolgt. Eine furchtbare Story.

  • 1955 in „Fantastic Universe“ erschienen. Geschrieben wurde sie allerdings schon 3 Jahre früher.

    Es dauert etwas bis man versteht, um was es in „Ein Raubzug“ eigentlich geht. Dick lässt beispielsweise lange im Dunkeln, wer oder was ein „Sap“ ist und aus welcher Perspektive die Geschichte überhaupt erzählt wird - Nämlich aus Sicht von biogenetischen Mutanten, die unter der Erde leben und von dort die Menschheitsgeschichte lenken (Hallo, Verschwörungstheoretiker).

    Sie versorgten die Menschen während des dritten Weltkriegs ununterbrochen mit neue Waffen, damit sie sich damit gegenseitig auslöschen und die Mutanten die Kontrolle über die Oberfläche übernehmen und über die Übriggebliebenen herrschen können. Dieser „Masterplan“ hat durchaus leichte Parallelen zu „Helter Skelter“/Charles Manson. Zumindest musste ich sofort daran denken.

    Nachdem die Fakten allerdings geklärt sind, fällt die Geschichte doch etwas langatmig aus. Gerade was die endlosen Beschreibungen auf der Erdoberfläche betrifft. Harl stellt jedenfalls fest, dass die Saps bei weitem nicht so primitiv und verachtenswert sind, wie ihm sein Vater immer wieder eingetrichtert hat. Als er dem Feind gegenübersteht, verliert die Indoktrination sofort seine Wirkung. Er ist extrem fasziniert von den Menschen an der Oberfläche - Denn sie besitzen etwas, was den rein wissenschaftlich agierenden Mutanten fehlt - Kunst.

    Am Ende gibt es (ähnlich wie schon bei den „Kosmischen Wilderern“) einen Perspektivwechsel und wir erleben den Raubzug aus Sicht der besagten Saps. Sie halten die Mutanten keineswegs für die überlegene Rasse, sondern für hässliche Kobolde. Ein netter Twist, dennoch ist die Geschichte größtenteils ziemlich unspektakulär. (2/5)

  • Der Ärger mit den Kugeln/ The Trouble with bubbles erschien 1953 in IF:

    http://www.isfdb.org/cgi-bin/title.cgi?58257


    Die Menschen haben alle Planeten des Sonnensystems besucht und nirgendwo leben entdeckt. Stattdessen haben sie eine Möglichkeit gefunden, eigene subatomare Welten herzustellen und jedes Jahr wird die Siegerwelt ausgezeichnet. Inmitten der Preisverleihung zerstören alle ihre selbst erschaffenen Welten. Nathan Hull will dieses Weltenschaffen verbieten. Seiner Meinung nach spielen die Menschen Gott, da diese subatomaren Welten mit richtigen Lebewesen bewohnt sind.

    Sein Antrag auf Verbot wird abgelehnt. Mehr oder minder mit der Ablehnung entdeckt die Menschheit dort draußen andere Wesen und diese erzählen von bewohnbaren Welten. Das subatomare Weltenschaffen ist plötzlich aus der Mode.

    Doch dann zeigt sich der Gott der Welt auf dem die Menschen wohnen und lebt seine Zerstörungswut aus.


    Eine Geschichte über die Korumption, die Macht bietet und welche Moral gottgleiche Wesen haben oder nicht und am Ende ist man selbst abhängig von dem Gottgleichen.

    Klasse Story!

  • War nicht erst Projekt: Erde dran?


    Eine Schöpfungsgeschichte. Verpackt in einer typischen Jungsgeschichte. Die Idee von verschiedenen Projekten und der gegenseitigen Beeinflussung der Geschöpfe ist durchaus interessant, aber irgendwie spürt man die 50er und es fehlt eine Ausarbeitung interessanter Figuren. Die Beschreibung der Wohnung des alten Mannes war fast das spannendste der Geschichte.

  • War nicht erst Projekt: Erde dran?


    Eine Schöpfungsgeschichte. Verpackt in einer typischen Jungsgeschichte. Die Idee von verschiedenen Projekten und der gegenseitigen Beeinflussung der Geschöpfe ist durchaus interessant, aber irgendwie spürt man die 50er und es fehlt eine Ausarbeitung interessanter Figuren. Die Beschreibung der Wohnung des alten Mannes war fast das spannendste der Geschichte.

    Du hast natürlich recht. Eine dünne alternative Schöpfungsgeschichte, die ich schon wieder aus meinem Gedächtnis gestrichen hatte.