Nachwuchs
Worum geht’s: Ed Doyle ist gerade Vater geworden. Sein sehnlichster Wunsch ist es seinen Sohn Peter in den Arm und anschließend mit nach Hause zu nehmen. Bei seiner Frau und dem mechanischen Arzt sorgt er damit allerdings für blankes Entsetzen - Denn Kinder werden in der Zukunft nur noch von Robotern erzogen. Die Eltern dürfen ihren Nachwuchs erst wieder im Erwachsenenalter sehen. Ein Zustand der Ed nicht akzeptieren will…
„Du weiß, daß wir ihn nicht berühren dürfen. Was hast du vor, willst du sein ganzes Leben ruinieren? (…) Es ist nicht abzusehen, welchen Schaden du angerichtet hast. Vielleicht ist er bereits hoffnungslos gestört. Wenn er sich ganz gestört und- und neurotisch und leicht erregbar entwickelt, dann ist das deine Schuld.“
1954 im If-Magazin erschienen. Eine recht trostlose, aber mMn auch äußerst gelungene Geschichte. Die Menschen sind hier eigentlich nur noch für die Reproduktion ihrer Spezies zuständig, den Rest übernehmen Maschinen. Denn Roboter werden nicht wütend, schlagen keine Kinder, brüllen sie nicht an, streiten nicht miteinander und am wichtigsten - Es kann kein Ödipuskomplex entstehen :D. In die Obhut ihrer Eltern werden sie erst nach dem Erreichen der Volljährigkeit übergeben, da die Menschen dann (so zumindest die Theorie der Erziehungs-Bots) keinen allzu großen Schaden mehr anrichten können. Dick spinnt hier also im Prinzip die Idee von „Nanny“ weiter.
Nach 9 Jahren wird es Ed schließlich erlaubt seinen Sohn für 90 Minuten zu sehen. Er muss jedoch feststellen, dass Peter keine Bindung zu und auch kein Interesse an ihm hat. Eigentlich hat er sogar das Interesse an seiner gesamten Spezies verloren. Auch weil Menschen immer so furchtbar stinken.
Wir erfahren hier auch grob wie die Erziehung der Roboter aussieht: Sie untersuchen welche Veranlagung ein Kind hat und fördern/unterrichten ihn dann in diesem Bereich - Und zwar ausschließlich in diesem Bereich. Peter ist ein Genie und hat die Chance der beste Biochemiker der Welt zu werden. Dementsprechend weiß er alles über Biochemie, sonst aber so gut wie nichts! (Dieser Sachverhalt wäre übrigens eine plausible Erklärung für die ganzen Fachidioten in „Der variable Mann“ gewesen.)
Ein weiterer Nachteil, den Ed schnell erkennen muss: Wer von Robotern erzogen wird, wird irgendwann selbst einer. Ein ähnliches Phänomen wie man es bspw. bei den sogenannten „Wolfskindern“ beobachten kann. Die Prämisse erinnert auch etwas an die aktuelle Sci-Fi-Serie „Raised bei Wolves“. Hat mir jedenfalls gut gefallen. (4/5)