FLASHBACK

  • Inhalt Amazon:


    Die USA stehen kurz vor dem Kollaps, doch dem Großteil der Bevölkerung ist das völlig egal, denn sie sind abhängig von einer Droge namens Flashback, die es den Konsumenten ermöglicht, die glücklichsten Augenblicke ihres Lebens immer und immer wieder zu erleben. Einer von ihnen ist Ex-Cop Nick Bottom, der seit dem tragischen Tod seiner Frau bei einem Autounfall nur noch in der Vergangenheit lebt und dank Flashback noch einmal die schönsten Momente mit ihr verbringen kann. Doch dann wird der Sohn eines hohen Regierungsbeamten ermordet, und Nick beginnt eher widerwillig zu ermitteln. Bis er eine gigantische Verschwörung aufdeckt, die den desolaten Zustand der USA und ihrer Bewohner verursacht hat ...



    Kürzlich habe ich mit diesem sehr umstrittenen Roman von Simmons begonnen und bin fast durch. Meine Meinung folgt, sobald ich fertig mit dem Buch bin.

  • 2036 ... die Welt hat sich verändert. Amerika ist ruiniert, und Millionen von desillusionierten Amerikanern sind süchtig nach Flash - DIE neue Droge, die einen persönliche vergangene Momente noch einmal erleben lässt. Muslimische Staaten (das Weltkalifat) breiten sich immer mehr aus. Japan ist wieder zum Feudalstaat geworden, in China herrscht ein schrecklicher Krieg, usw.


    In dieser finsteren Zeit lernen wir Nick Bottom kennen, ein Ex-Cop, der seit sechs Jahren ein Flashjunkie ist. Seine Karriere endete mit dem Unfalltod seiner Frau, der ihm den Boden unter den Füssen wegriss und ihn in die Arme der Droge stiess. Die Geschichte beginnt damit, dass Nick für einen japanischen politischen Berater eine alte Polizeiuntersuchung wieder aufrollen soll. Der Sohn des Japaners wurde ebenfalls sechs Jahre zuvor ermordet. Und so befinden wir uns sehr schnell in einer futuristisch angehauchten Crimestory, die sehr viele Themen behandelt. Am stärksten war für mich das Element, wie verschiedene Personen und Menschengruppen mit Verlust umgehen. Da ist viel Raum für persönliche Gedanken.


    Umstritten ist der Roman vor allem deshalb, weil rechte Tendenzen darin ersichtlich sind. In Interviews hat Dan Simmons mehrmals klar gemacht, dass das nicht seine persönliche Einstellung wiederspiegelt. Und ich glaube ihm das auch. Simmons ist ein Autor, der sehr konsequent Figuren und Welten entwickelt und auch unangenehme Dinge auftischt. Er versucht nie, sich beim Publikum einzuschleimen. Aber ich muss trotzdem feststellen, dass es dem Roman an etwas mangelt: an Perspektiven und anderen politischen Ansichten, die ein Gegengewicht bieten. So wirkt 'Flashback' als ganzes eben doch etwas rechtslastig.


    Alles in allem hat mir 'Flashback' trotzdem sehr gut gefallen und ich finde, die Geschichte gehört klar zu den besseren Dystopien da draussen im Buchmarkt. Nicht Simmons bestes Werk, aber trotzdem viel Stoff zum Nachdenken.

  • Angeregt durch diesen Thread habe ich mich bei den Amazon-Rezensionen umgeschaut, von denen sich die wenigsten mit der Handlung des Buches beschäftigten (zumindest bei den 1*-Rezensionen), sondern vornehmlich mit der vermeintlichen Einstellung des Autors. Da mich so etwas stets nervt, habe ich das Buch sofort bestellt und auch schon angefangen zu lesen. ;)

  • Ich bin nun auch durch und muss HarryW. widersprechen. Es sind durchaus Dan Simmons' Ansichten, die er durch seinen Protagonisten Nick (und viele andere) unter die Leser bringt. Wer "Olympus" gelesen hat mit seiner ebenfalls wenig schmeichelhaften Schilderung der arabischen Welt oder seine Polemik gegen den Greta-Wahn (die ihm viel Ärger eingebracht hat), wird dies genauso sehen.


    Meine Rezension:


    Die Zukunft, die Dan Simmons in seinem Roman beschreibt, ist dystopisch und man könnte mit einiger Berechtigung einwenden, dass die geschilderten Entwicklungen mit einem widerstandslos zerstörten Israel und einer ausgerechnet vom Weltkriegsgegner Japan fremdbeherrschten USA eher unwahrscheinlich sind.


    Nur entstand das Buch zu einer Zeit, in der Barack Obama Präsident der USA war und seine Wiederwahl bevorstand, also beschrieb der Autor, wie er sich die weitere Entwicklung der Weltpolitik unter dem System Obama/Demokraten vorstellte. Vieles von dem ist ja auch tatsächlich eingetreten oder steht kurz bevor, wie der Niedergang Europas und der globale Kotau vor dem arabischen Block zum Beispiel bei den UN.


    Simmons, der wohl eher dem konservativen Lager zuzurechnen ist und der wie viele Juden in den USA um Israels Sicherheit fürchtet, hat den Ausgang dieser Entwicklung auf die Spitze getrieben und in eine spannende Thriller-Handlung eingebettet, in die er nicht nur seine Ortskenntnis, sondern auch sein Wissen über die japanische Gesellschaft einfließen lassen konnte.


    Das liest sich durchweg spannend (auch wenn ich die Nebenhandlung um seinen Sohn nicht gebraucht hätte) und verrät auch einiges über die Ansichten des Autors, die hierzulande ideologisch unerwünscht sind (daher auch die vielen Negativrezensionen, die nichts mit der Handlung zu tun haben). Steuerfinanzierte soziale Wohltaten, Windkraftanlagen und Elektroautos werden mit beißendem Spott beschrieben und beim Islam-Apeasement ist auch einiger Zorn mit von der Partie.


    Auch deshalb ist "Flashback" nicht nur ein spannender SF-Thriller, sondern verrät auch einiges über die Weltsicht konservativer US-Intellektueller. Ein Meisterwerk wie "Hyperion" ist "Flashback" allerdings nicht, deshalb auch "nur" vier Punkte.

  • Das Buch ist soeben im SUB ganz nach unten gerutscht und teilt sich den Platz mit den Büchern von Akif Pirrinci.

    %X

    Ich mag Simmons SciFi teils ganz gern, auch, weil es da wirklich verrückte, tolle Ideen gibt und das Ganze Tempo hat (dabei fand ich Illium um Längen besser als die lahme Sequel, und ab irgendwann war ich auch vom genialen 'Shrike' in der Hyperion-Welt nicht mehr so fasziniert. Man kann die beste Idee totreiten). Flashback hatte ich aber nichtmal geplant, aus der Biblio zu leihen.

    seine Polemik gegen den Greta-Wahn

    Isoliert gesehen ist mir Greta nicht besonders sympatisch, aber diese Art von Polemik wird halt immer von aus der Form geratenen Männern jenseits der Midlife-Crisis ausgesprochen, die bräsig in ihren Autos sitzen und sonst nicht viel Sinnvolles auf die Reihe kriegen. Ich könnte mir eine halbe Million schlimmere Dinge vorstellen, die Teenager machen könnten, als Umweltthemen zu pushen. Und wer nicht in einer Vollblut High Performance Rennjacht einen Ozean überquert hat (mit 16 Jahren und Hang zur Seekrankheit), sollte sich da mal ganz zurückhalten, finde ich.

    Peinlich, wenn sich Erwachsene mit ihrem Hass auf einen Teenager zu profilieren versuchen, und wenn Flashback das ist, wonach es klingt - nämlich reines Meinungsmarketing - kann ich nicht Werk von Autor trennen.


    Ähnlich ging mir das auch mit anderer SciFi von Autoren, deren einzlene / andere Bücher ich außerordentlich schätze - und zwar wesentlich mehr als Simmons: Dmitri Gluchowski: Futu.re (human overbreeding als positive Rebellion), Joan Slonczewski: A Door Into Ocean, Daughter of Elysium (Feminismus, Pazifismus), China Miéville: Perdido Street Station & The Iron Council (Marxismus, Sozialismus). Dystopien funktionieren für mich besser, wenn die Autoren maximal eine Analyse, aber keine Lösungen anbieten.

    Steuerfinanzierte soziale Wohltaten, Windkraftanlagen und Elektroautos werden mit beißendem Spott beschrieben

    Komisch, in globalen Umfragen sind Bürger von Staaten, in denen all das die Norm ist, wesentlich glücklicher als die anderer Länder (vgl. meist Erstplazierte Norwegen, Dänemark und Finnland). Simmons' USA hat soziale Zustände und eine Kriminalitätsrate, dass sich einem die Haare sträuben, von der Allgmeinbildung mal ganz zu schweigen. Eine literarische Polemik gegen einen umwelt- und bildungsfreundlichen Sozialstaat halte ich daher für wenig intelligent. Da wüßte ich nicht, welche neuen Einsichten ich aus dem Buch mitnehmen sollte (was ja gewissermassen der Sinn einer jeden guten Dystopie ist).


    Als "Einblick in die Weltsicht von Konservativen aus den USA" taugt das auch nicht, davon hab ich eh schon mehr als mir lieb ist. Wenn ich "brisanten" Sarkasmus lesen will, würde ich da vermutlich zu Houellebecq greifen, oder noch mal zum ollen Marquis de Sade. Von SciFi erwarte ich einfach eine wesentlich komplexere Prämisse.

  • Auch ich sehe Flashback etwas, nein arg anders, als manch Vorschreiber. Natürlich wird hier eine dystopische Welt entworfen, die alle Ängste rechtskonservativer Amerikaner und wohl nicht nur dieser verwirklicht. Ich sehe dies jedoch als Weltentwurf und nicht als politische Aussage. Sonst müsste ich doch gleich jedem Autor, der Parallelweltromane über ein siegreiches Nazideutschland geschrieben hat, Sympathien für die Nazis unterstellen. Abgesehen davon ist Flashback so überzogen in seiner Gesellschaftsdarstellung, dass es als politisches Statement kaum ernst zu nehmen ist. Nichts desto trotz ist es natürlich ein Buch, dass den Leser zwingt, sich kritisch mit ihm auseinanderzusetzen. Man muss sich beim Lesen Gedanken machen. Auch über die mögliche Intention des Autors, natürlich. Dies sollte jeder hier eigentlich hinbekommen ohne gleich wegen politischer Inkorrektheiten Schnappatmung zu bekommen.

    Abgesehen von einer politischen Seite hat das Buch übrigens noch mit der titelgebenden Droge Flashback ein weiteres zentrales Thema, nämlich den totalen Rückzug des Menschen in sich selbst und den vollständigen Rückzug aus der Realität. Und außerdem ein absolut geniales offenes Ende. Muss man auch erstmal so hinbekommen.

    P.S.: Dieser Beitrag enthält keine einzige politische Meinung meinerseits. Ich werde folglich auf Diskussionsversuche in diese Richtung nicht reagieren.

  • Ich lese den Thread jetzt erst. Ist es nicht Strategie, sich in diese Rolle des Opfers mehr oder minder geschickt hineinzuwinden, nur um am Schluss dann sagen zu können, man habe seine Meinung nicht sagen dürfen? Vielleicht auch hier der Fall. Schade.


    Katla Dein Kommentar dazu finde ich genial großartig! Messerscharf analysiert.

    • Offizieller Beitrag

    Ich habe den Thread zum Buch jetzt etwas aufgeräumt. Sämtliche Beiträge mit persönlichen Bezügen zu einzelnen Verfassern habe ich gelöscht. Die Beiträge, welche sich auf den Roman beziehen habe ich wiederhergestellt.


    Bitte fühlt euch nicht auf den Schlips getreten. Das dient ausschließlich der Lesbarkeit des Threads zum Buch. Der Rest war dann doch zu Off-Topic.

  • Ich hab jetzt mit der Lektüre begonnen, und obwohl schon über 100 Seiten gelesen, packts mich noch nicht wirklich.

    Mit der hier geschilderten SF Zukunft hab ich kein Problem, allerdings hoffe ich das Buch mit der Handlung besser wird.

    Mal sehn!